OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1958-59 / 1958-04-18

Sa. 18. April

Gestern war Nemschak hier. Zuerst arbeitete ich im AEC Office an dem Transcript meines Sandia Vortrages. Dann holte ich ihn ab, wir sahen Gödel bei mir (der Arme hat Wirtschaft mit seiner Frau; sie ist von Zt. zu Zt. in psychiatrischer Behandlung, redet oft 8-10 Stunden!!, und er fürchtet sich, was sie nun anstellen könne, wenn seine Mutter & sein Bruder kommen (morgen). L. im Fac. Room noch mit Lester, Harbison, Quandt, Markham, Knorr. Das ging gut. Später bei mir (Dor. in Philly). Ganz gute Unterhaltung, aber er ist kein wirkl. Wissenschaftler. Hat aber grosse Verdienste. Mit Hannchen hat er Wirtschaft: sie plagt sich zu sehr, will zu viel für die Bibl. und macht zu viele Tausche 8380 Zeitschriften!!; er sagt, daß den kein Mensch lesen kann). Sie soll radikal Sachen wegwerfen, was sie nicht tut. Dor. kam um 6h und machte uns ein feines Essen. Er gefiel ihr auch. Heute kam er mit Dr Socher vorbei. Herrl. Wetter, ich habe bereits gemäht.

Nun wieder an der Arbeit (Strategie). Carl fuhr mit Ballantines ans Meer. Wenn er zurückkommt, fahren Dor. & ich zu Nurkses, Cockt. & Supper, um J.R. Hicks zu treffen.

Ich kaufte mir ein Sport Jacket bei Abercrombie & Fitch, das eben kam & gut aussieht. (Teuer $ 88,-).

Ich empfinde mehr & mehr, daß ich so viel tun möchte, & so wenig zustande bringe. Ideen kommen immer noch die Menge, dabei solche, bei denen man lange verweilen müsste, um etwas daraus zu machen, aber das zus.ziehen, tatsächliche ausführen ist so schwierig. Z.T. eine Folge der anderen Sachen die man tun muß. Empfehlungsbriefe, Disk. mit Studenten & Mitarbeitern, Comités, Sachen denen man sich nicht entziehen kann. Ferner, wenn ich an Geschichte denke, z.B. neulich an Sabratha, ich möchte so vieles davon wirklich miterleben, nicht nur gelesen oder gesehen haben. – Oder zu manchem Ort zurückkehren wollen, wieder empfinden um besser behalten zu können (aber zu welchem Ende?) – Was für eine merkwürdige Beschränkung des Menschen: das Lineare Existieren. Wenn man nur noch eine Dimension mehr hätte! –

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1958-59, Eintrag 1958-04-18
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.35)