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tagebücher / 1959-60 / 1959-08-14

Freit. 14. Aug. 59

Die zweite, übliche, Lücke hervorgerufen durch die Reise nach Europa. Am 11. kamen wir getrennt, aber innerhalb von ¼ Stunde, zurück. Alles war gut gegangen, nur daß ich in Basel einige Tage mit einer Virus Infektion darnieder lag; ausgerechnet als Dorothy mit den Kindern in Zürich ankam. Aber Ellen Weyl hatte ihren Wagen geschickt & sie wurden direkt nach Basel gefahren.

Hier ist es heiss; gestern wurde Dorothy's Mutter, von Mildred begleitet, in einer Ambulanz aus Endicott ins hiesige Spital gebracht. Wir besuchen sie gestern; das Herz. Heute mußte ein … Zelt aufgestellt werden & sie bekommt Medizin, die Congestion zu lindern. Sie wird sicher 10 Tage bleiben müssen, viell. mehr & dann in das Pflegeheim gehen. Es ist auch möglicherweise ernst, aber nach der letzten Operation hatte sie sich glänzend erholt.

Montag kommen die page-proofs. Der Midcentury Book Club hat 3000 Exemplare gekauft – ein guter Anfang. Ende dieses Monats erscheint (in der Sept. No) in "Fortune" die Zus.fassung von Kap. 3 & 4 als Aufsatz (mit Photo etc.). Sie zahlen $ 1000,- wovon ich $ 900,- bekomme. Das Buch selbst wird im Okt. ausgeliefert. Dann wird sich zeigen, ob es irgendwie etwas zu sagen hat & in welche Situation es kommt. (Am 15. Sept. kommt Krustshev nach Washington & das wird allerlei produzieren!).

Karin ist nun 5 Monate, das freundlichste Baby das man sich denken kann. Keine Schwierigkeiten, viel Lachen; jetzt kommen 2 Zähne, aber mit den Haaren hampert es noch. Ein roter Schimmer. Sie wird viel bewundert, ist ziemlich fett & schaut aus wie ein Baby-Advertisement. Sehr neugierig, sieht sich überall um. Dorothy ist sehr glücklich. Sie selbst schaut blendend aus, hat sich sehr erholt. Die 2 Monate in Europa, der völligen Entspannung, halfen ihr jetzt in viel besserer Verfassung zu sein, als 5 Mon. nach Carl. Dieser macht sich weiter prächtig heraus. Er hat sehr gute Photos gemacht, bes. von Griechenland, wo es uns allen so sehr gefiel.

Sam Barton rief am Tag meiner Abreise an, sie wollen meine Reise durch Kostenbeitrag ($ 1500,-) unterstützen! Im Juni schreib er, ich sei zum Vice-Pres. der Corp. gewählt worden, um mir mehr "scope" zu geben & dann später, daß sie $ 20 000,- pro Jahr zahlen wollen (plus ev. Bonus!). Erstaunliche Veränderung unserer finanziellen Lage, bes. eine Steigerung der Ersparnisse. Ich komme also auf etwa $ 38-40 000,-. Wir wollen aber genau so weiter leben wie bisher; nur Zulay soll mehr kommen (Dienstmädchen). & kleine Erleichterungen für Dorothy.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1959-60, Eintrag 1959-08-14
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.36)