OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1959-60 / 1959-08-29

Sa. 29. Aug.

Es ist scheusslich heiss gewesen; und feucht. Noch. Aber jetzt kommt ein Gewitter & viell. wird die lange Periode von über 90° gebrochen.

Vorige Woche an dem Umbruch gearbeitet, am Montag nach N.Y. genommen. Jetzt bekomme ich nach den Index zu sehen & die "Note on the Lit.". Der Fortune Aufsatz ist erschienen & ziemlich lang. Natürlich fehlen alle Qualifikationen, aber er dürfte zum besseren Verkauf des Buches beitragen.

Neulich war Harriet Nurkse mit den 2 Söhnen hier. Es war sehr bitter nun wieder mit der Tatsache von Ragnars Tod sich abfinden zu müssen. Sie ist ziemlich gefaßt; aber hat offensichtlich sehr gelitten. Wir haben versucht alles zu besprechen: Schulung, Finanzen, Wohnort. Sie wird wohl in 1 Jahr Princeton kommen. Carl & die Buben verstanden sich glänzend.

Seit Mittw. ist Frieda wieder bei uns. Sie ist sehr schwach, kann kaum aufsitzen, hat Herzleiden, Verkalkung der Adern im Magen … daher Schmerzen. Sie wird wohl richtige Pflege brauchen & ins Heim kommen müssen, was sehr teuer ist. Aber ich sehe nicht, wie Dorothy Baby & Mutter betreuen kann.

Neulich Kim Norton im Spital besucht: Krebs (Rectum). Man hofft natürlich alles operiert zu haben. Er ist erst 50 & das ist noch gefährlich. Harold H. ist in besster Ordnung, so darf man hoffen. Wir hatten Martha Norton & Rollie Hognet hier zum Nachtmahl, vorige Woche. Ihr ist es sehr schwer, wie sich denken lässt. Sie hörte von Kim's Operation in Europa, verspätet. Jetzt ist er wieder zu Hause. Wir sind öfters bei Hognets schwimmen gewesen. Carl ist ganz im Wasser zu Hause, glänzend. Jetzt ist Gwen H. mit Jeffrey zurückgekommen (aus Österr., vom Rothschildschen Familienbesitz, ihr Vater war Baron Alfons R.). Wir wollen Carl & Jeffrey zus. deutsche Stunden geben lassen, z.B. von einem Grad. Studenten.

Di.-Mittw. in Boston (Statler-Hilton). Das Convair Meeting fand in Kissinger's Office statt. Wir sind endlich in die Redaktion unseres Berichtes eingegangen. Es wird nun etwas zustande kommen. Am 20. Sept. treffen wir uns in N.Y. wo wir ihn fertig machen werden. Leider ist uns wenig neues eingefallen, aber was wir haben ist gut durchdacht. Wheeler hat wenig beigetragen. Mittw. traf ich Tom Whitin, dem es ganz gut geht. Jetzt soll er Tennee bekommen (jetzt Gehalt: 10 000,-) assoc. Prof. Ich will ihn auch in MRCA bringen in loserer Form zuerst.

Gestern war Ronald Shephard in N.Y. im Büro. Er ist heute mit Fam. auf 1 Jahr nach Europa. Er machte auf Barton & Butler einen glänzenden Eindruck. Hatte sofort die richtige Konzeption von Math.-a, der allg. Policy von MRCA, dem Stretch Problem etc. George Dautzig hat den Ruf nach Berkeley angenommen & so werden wir eine Mathematica Facility in S.F. aufsetzen (viell. noch Blackwell dazu bringen). Barton ist ganz begeistert. Ich sagte, daß wir nun noch einen Experten in Chicago brauchen. –

Gestern kamen Eames & Frau zum Dinner. Wir trafen uns auf der Penn Stat. (grässliche feuchte Hitze), dann zu uns. Um 10:30 fuhren sie wieder nach N.Y. Soeben aus Moskau gekommen, wo er die fabelhafte 7fach Projektion von Bildern aus Amerika in Fuller's Dome gemacht hat. Er glaubt, daß die Ausstellung einen tiefen Eindruck gemacht hat. Leider ist man kleinlich gewesen mit Geld; es fehlten $ 6 000,- um alle Bücher zu ersetzen die verschwanden. Was für Propaganda man sich entgehen liess! Eames ist voller Ideen, wie immer; beide charmant. Mir ist nicht klar, was er bei uns sucht & offenbar findet.

Do. im Kino mit Taub's ("Room on the Top", gut, bitter). Abe gibt Johnny's papers heraus; 6 Bände. Ich soll das über symm. Lösungen allg. n. Pers. Spiele herausgeben. Es ist etwas zu skizzenhaft, wie es steht. Klari & Maxwell (Pergamon) kommen demnächst hierher.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1959-60, Eintrag 1959-08-29
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.36)