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tagebücher / 1959-60 / 1959-10-04

So. 4. Okt.

Ob das eine vernünftige Sache ist bleibt abzuwarten. Das Leben dort wäre sehr bequem, ruhiger, teurer. Aber ich werde auch mehr verdienen, jedoch beschränkt wegen meines Alters. Und falls Frieda, der es passabel geht, stirbt, brauchten wir gar nicht umziehen. Und wenn, dann nicht so teuer. Aber hier sind wir nun. Falls man nie etwas wagt kommt nichts zustande. Dorothy ist von dem Haus ganz begeistert. Man könnte dort wunderbare Parties geben.

Neulich besuchte mich Mr. Holmes von RCA. Sie haben das ganze Polaris Communication Project ("Pangloss") & ich solle doch Consultant werden. Sie brauchten auch Math. etc. So empfahl ich M-a & Mills wurde gerufen. Sie werden einen Vertrag bekommen & ich soll trotzdem C. sein. Das ist nun unterwegs & es freut mich für Mills & MRCA. Mathematica könnte in 1 Jahr mit Aufträgen überschwemmt sein & ein Budget von ½ Mill. $ haben. Neulich war ich bei Petito (Morgan Stanley), der helfen will, mich vielen anderen Partnern vorzustellt etc. (darunter Pierpromt Morgan's Sohn).

Mittw. das erste Exemplar des Buches bekommen (bei Epstein). Es schaut gut aus, 300 S., $ 3.95. Eine Buchhandlung in Wash. hat die übliche Bestellung von 5 Exemplaren auf 50 erhöht & geschrieben, daß "hohe Persönlichkeiten" gesagt haben, es würde viel diskutiert werden. Gut. Die N.Y. Times interessiert sich bereits & ein Science Editor besuchte mich. Einladungen hier & dort zu sprechen, Artikel zu schreiben etc. (Auf Fortune beruhend.) Ich fange an abzulehnen, weil ich einfach keine Zeit habe. Ich will mich wirklich mehr MRCA widmen; dort ist viel zu machen.

Gödel neulich gesehen. Er ist auf mein Buch gespannt & diskutierte gleich etliche Thesen. Er gab mir seine Arbeit aus der Bernays Festschrift, Resultate die er vor vielen Jahren schon hatte. Seine Frau ist nach Wien geflogen; sie macht ihm das Leben schwer & er geht fast jede Woche zu einem Psychiater in N.Y. Er ist aber glänzender Stimmung, fragt immer nach Dorothey, Carl & Karin. Er wird uns bald besuchen kommen.

Dr Granger ist jetzt im Büro (aus Nottingham). Spezialist für Time-Series. Unser Program kommt in Gang. Seminar mit Tukey, gut & schwierig (nämlich auch herauszufinden, was er will). Di. bei Wigners zum Dinner; noch Goldbergers & dann kam Christofeles. Interessanter Abend. Do. bei Janet Agle (nun geschieden), wo wir Louis Fischer kennen lernten. Netter Mann, voll interessanter Erfahrungen, kannte Trotzky, Stalin, mit Nehru befreundet usw. Einmal ein Mann, der nicht aufgeblasen ist & mit dem man wirklich give & take reden kann (z.B. unmöglich bei Viner).

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1959-60, Eintrag 1959-10-04
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.36)