OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1959-60 / 1960-09-03

Sa. 3. Sept. 60

Herrlicher Tag (jetzt 11:30). Heute früh reiten, viel mehr als die letzten Male. Carl kam mit & ich liess ihn etwas traben; er hatte aber bald genug. Gestern schwimmen mit Dorothy (Hognets). Es geht ihr sehr gut; sie fühlt sich wohl, die neue Perle (Martha) hat sich gut eingearbeitet, Karin mag sie jetzt & daher ist Dorothy nicht mehr so gehetzt. Die Perle zu haben ist viel Geld wert, wegen der grösseren Freiheit, auch ich habe wesentlich mehr Zeit & das schöne Zimmer – was für eine Wohltat allein sein zu können & sich auf die Arbeit konzentrieren zu dürfen. Lässt mehr freie Zeit übrig.

Die Univ. Conf. kommt allmählig zustande. Raiffa hat zugesagt; jetzt muß sich Killian rühren. Falls er nicht zusagt, habe ich ein Problem. (Ev. Fisk.)

Die Revision der "Q" geht vorwärts. Gestern schickte mir Hilsman (Lib. Congr.) eine Radio Rede über Rad. Moscow in der sie mich als "military Expert" erwähnten (etwas aus dem Buche).

Michio kam gestern zurück, müde aber zufrieden. Seine Frau bekommt in 4 Wochen ein permanentes Visa. Nun wird auch sein Buch bald erscheinen.

Grangers hatten uns gestern zum Dinner eingeladen, Cranbury Inn, ebenso Mellon, der nun bei der Chase Ntl. ist. G's reisen Dienstag heim; beide sehr nett. Mellon ist wie immer; etwas unreif & man fragt sich, wann das anders werden wird.

Ich habe den Kopf voll mit allerlei philosophischen Ideen. Aber über kurze Notizen (wenn überhaupt diese) komme noch nicht hinaus (bisher; aber ein Essay kann zustande kommen). Der Beitrag zur Del Vecchio Festschrift wird etwas davon enthalten. Ich will demnächst Polanyi's Personal Knowledge lesen; Wigner hält viel davon. Ich hoffe Eugene kommt bald wieder.

Ich fühle, daß ich eine neue Etappe meines Lebens eingetreten bin. Hoffentlich wird sie sich gut entwickeln, wozu es vielerlei Aussichten gibt. Es wäre schön, wenn ich 10 Jahre jünger wäre; die Zeit ist das einzige, was mich bedrängt: in 10 Jahren bin ich von der Univ. im Ruhestand. Bis dahin muß ich ein festes Fundament bauen.

Carl freut sich auf die Schule. Er ist ganz reizen, und seine Denkprozesse sind so gut wie je.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1959-60, Eintrag 1960-09-03
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.36)