Sa. 21. Okt.
Wieder unterbrochen: Nach San Diego sofort nach Paris (Jet 7 ½ h). Scheussliches Hotel "Palais" d'Orsay. der statistische Congress war eine Enttäuschung; auch sehr heiss. Aber ich hatte eine lange Besprechung mit Adm. Lee & dann war mehr als 1 Stunde bei Gen. Norstad, der mir sehr gefiel. Die Russen hatten gerade ihre Tests wieder aufgenommen. Es gab viel zu besprechen, meist classified. N. ist nervös, angespannt; intelligent & ich glaube tut, was mit den beschränkten Mitteln möglich ist. Er hofft, daß ein Zwischenfall nur in der Luft eintritt, weil man da zwangsweise wieder auseinandergehen muß, wogegen am Land die Tendenz besteht, sich fest zu beissen, was viel schwerer wieder in Ordnung zu bringen ist.
Eine Woche später kamen Carl & Dorothy. Wir wohnten im Hotel Continental, sehr angenehm. Sahen viel von Paris, kletterten auf Notre Dame, assen gut (Le Cabaret!) etc. Seine-Rundfahrten usw. Carl war sehr nett, aber gelegentlich nicht wohl. Wir hatten Lunch mit Ullmo, waren bei Gallois'. Kauften ein Ölbild ($ 180,- ~) von Alvy (St. Tropez) & einen Stich von Daumier (Carte Blanche, $ ..). Am 6. Sept. flogen wir nach Wien; Carl ziemlich unwohl. In Wien blieb er im Bett mit Schmerzen & am 8. holten wir den Arzt. Blinddarm & sofortige Operation! Er war im St. Jakobsspital, ganz gut, aber viel primitiver als in Princeton. Am Geburtstag (11 Jahre) also keine "Party), keine Reitschule (wo ich mit Hannchen alleine ging. Das hat unseren Aufenthalt in Wien gefärbt, viel Hin & Her, bes. für Dorothy, die wenig von Wien gesehen hat. Immerhin ich war mit ihr bei Fidelio, wir sahen die Gemächer der Kaiser, waren (mit Kamitz & Fr.) im Th. d. Josefstadt (und dann zum Super bei den 3 Husaren. Mit H., noch Oper (Don Giovanni & Cosi f. tutte). Hauptsache: Verhandlungen mit Dr. Stone & Lazarsfeld wegen des Institutes. Sehr zäh. Alle sagen ja & doch nein. So wird viell. nichts daraus werden. Ich habe Stone sehr zugeraten eine "deadline" zu setzen; er hat das getan & ist jetzt wieder in Europa (Italien( & geht nach Wien falls er abschliessen kann. Ich schrieb vor 2 Wochen an Kamitz deswegen. Ich sah ihn 3 x. Zuerst allein in der Bank: ich war verblüfft, daß er mich so an Johnny erinnerte. Als Dorothy ihn sah, sagte sie dies sofort selbst & ich hatte nichts darüber angedeutet. Es war merkwürdig. Er benahm sich gut, & ich könnte mir vorstellen, daß wenn man in derselben Stadt lebte man (wieder) guter Freund werden könnte. Seine Frau ist nicht so gut, aber passabel. Es heisst, daß er Bundeskanzler werden will & Chancen hat. Sonst viell. Jacobsen's Nachfolger Er ist hoch bezahlt (Nemschak meint etwa $ 30 000,-) viele Pensionsrechte etc. John gesehen, Dr Cornedis (der meine Nachfrageth. herausbringen will), Verosta, etc. Hannchen geht es ganz gut; die Wohnung viel besser hergerichtet. Aber sie ist die schwierige alte Jungfer wie schade. Im Grunde furchtbar nett. Dorothy möchte, daß wir sie zu Weihnachten einladen ($ 500,-!), weil sie Karin jetzt sehen soll. Aber ich habe mich noch nicht entschlossen. Viell. nächstes Jahr.
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.37)


