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tagebücher / 1960-63 / 1961-11-12

So. 12. Nov.

So schwierig hier Eintragungen zu machen. Zu viel zu tun, meist zu vielerlei; obwohl das meiste interessant ist. Vorige Woche Bermuda. Es war herrlich zu schwimmen, gutes Essen, Champagner etc. Hahn & Frau (Vw Ex. V.P.) sehr nett; mein "Talk" wurde gut aufgenommen, etwa 60 Leute. Phänomenaler Erfolg des Vw. Ein Distrib.-Partner in Wash. Dc. zahlte $ 10 000,- vor 6 Jahren. Ihm wurde nun 1 Mill dafür angeboten. Einen interess. Mann getroffen, Howard Sluyter, aus Dallas, der mit John Murchison liiert ist und uns zus.bringen will. M. ist am Bd. der N.Y. Central (die wahrsch. mit der Penn. RRd fusionieren wird) & S. glaubt ich könne beiden helfen (durch Lin. Progr. oder sonst wie). Man wird sehen. Es sollte ein guter Contract für Ma heraus kommen. Ma hat einen neuen Contract von RCA (Def. Syst. Dir.), der 9 Monate Arbeit voraussieht & sehr interessant ist. Ich werde für 4-5 Wochen zus. mit Kuhn damit zu tun haben.

Die Arbeit an der Acc. geht schleppend. Gestört dadurch daß ich die deutsche Ausg. der "Question" fertig machen muß. Wird bei S. Fischer erscheinen; sie wollen Anfang Jan. mit dem Satz beginnen. Habe Reichardt 100 Seiten der Revision geschickt. In den späteren Teilen sind mehr Kürzungen zu machen. Andererseits wird als neues Kapitel das N-Country Probl. (Fortune, März 61) zugefügt. Neue Titel (soweit): "Strategie – Heute". Epstein sagte mir daß die Navy oder Army 700 Expl. der Originalveröff. in letzten Tagen gekauft haben. Die Paperback etwa 10 000 verkauft. Ma hat Schwierigkeiten, weil alles so lange dauert. So zögert sich Sandia, obwohl wir $ 50-60 000,- bekommen werden, BuSanda dtto usw. Aber ich bleibe dabei, daß es in 1-2 Jahren sehr viel zu tun geben wird & wir ˜ $ 25 000,- Profit haben werden.

Bei Scudder alles gut. Man fragt mich unentwegt über alles. Stires hat bekannt gemacht, daß ich bei ihnen bin, über meine Publikation geredet etc. Ich schrieb weitere Memos, die alle immer wieder zitiert werden etc. Der Special Fund zahlte Capitalgewinn aus, was ich re-investierte: etwa 40 Aktien; dazu 35 weitere gekauft = 375 jetzt. ˜ $ 10 000,-. / Ich muß sehen wie sich die Scudder Sache weiter entwickelt. Gut als Einkommen & hoch interessant & sehr nützlich für die Ökon. Ich werde sicher etliches publizieren & viele Dinge gehen mir bereits im Kopf herum. Was man im allg. über "investment" liest ist schauderhaft. Phelps ist gescheit & freundlich.

Nächstes Jahr werde ich Selten (Frankf.) & Borch (Bergen) bei mir haben; beide sehr gut. Neulich medizinischer "Checkup"; alles gut, nur viell. hohes Cholesterol. Aber man machte einen Fehler im Lab, so soll es nochmals geprüft werden. Vorigen Dienstag operierte Dr Stevens an meinem linken Zeigefinger & entfernte einen (alten, 4-5 Jahre) Tumor (giant cell). Alles sei gut. Morgen nimmt er die Nähte heraus & wird den Befund haben. Er sagte es sei positiv daß es kein Karzinom sei.

Bei MRCA geht es passabel; aber ich bin nicht zufrieden. Sam hält alles bei sich, muß den Leuten mehr Freiheit geben, bei strenger Budget & Kostenkontrolle. Am Do. fliege ich mit ihm nach Chicago, wo Aktionärvers. ist & ich vorsitzen soll. Vorher noch Sitzung des Exec. Com. & morgen kommt Pessen her. Tate hat allerlei Pläne betreffs Ma & MRCA & möchte Sam auskaufen, was S. natürlich nicht will. Es ist interessant wie sehr im Business hin- & hergezerrt wird, wie wenig stabil alles ist, wie die Leute rasch wechseln, wie selten Loyalität zu einer Firma zu finden ist, und wie wenig die ökon. Theorie das alles berücksichtigt.

Vorgestern in N.Y. bei Hochschilds. zuerst Dinner (noch 2 Prud'homme, sie die Schwestern von Bissell (CIA)), dann Show: From the 2nd City (glänzend), dann Ball: N.Y. Assembly, Summit Hotel. Alles sehr fein. Gestern mit Harald reiten.

Carl hat noch etwas Wirtschaft mit seiner Narbe. Sonst geht es ihm besser als voriges Jahr, obwohl die Schule noch immer nicht genug von ihm verlangt. Er liest viel: Biogr. von G. Mendel, Jefferson, Napoleon (den er für Dumm hält). Vorigen Sonntag war er bei Wigner, der ihm das Wesen der Math. erklärt. W. gab ihm als Aufgabe, die Eindeutigkeit der Primfaktorisierung zu beweisen. Das ist ihm nicht gelungen, aber seit wir darüber gesprochen haben, versteht er es vollkommen) tel. & sagte Dorothy, Carl sei so fortgeschritten & im Gespräch so reif, daß er, W., sich ganz vergessen habe & ihm diese zu schwierige Aufgabe gegeben habe.

Karin ist reizend wie immer; guter Laune, redet viel, sie & Carl spielen täglich miteinander. Jetzt fängt sie an das Alphabet zu lernen.

Wir alle spielen öfter Ping-Pong. Das Spielzimmer bewährt sich sehr, ist aber noch nicht ganz in Gebrauch.

Diese Eintragungen sind für mich ziemlich wichtig, da sie das viele Verstreute verbinden & zus.halten.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1960-63, Eintrag 1961-11-12
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.37)