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tagebücher / 1960-63 / 1961-12-29

Freit. 29. Dez. 61

Die Meetings der Am. Ec. Ass. etc. waren wie üblich, unerträglich. Das Princeton Dinner dagegen war recht nett; die früheren Studenten kamen in grosser Zahl & es war gut sie wiederzusehen. Einige haben sich gut herausgemacht, einige haben gute Namen, bereits. Samuelsons Ansprache als Präsident war skandalös. Eine Menge Witzelei, ein merkwürdiger Anblick des Ökon. Man schämt sich, Ökonom zu sein & das als die Quintessenz dieser Wissenschaft zu betrachten. Dabei so völlig falsch: Immer noch der Glaube an das allg. Gleichgewicht, die naive Walras'sche Struktur. Man betrachte nur was wir in Kap. I. der G Th. geschrieben haben. Aber es sinkt noch nicht ein. In meinem Buch (geplant): "Basic Concepts of G Th." werde ich das noch deutlicher machen, wie sehr die Fragestellung zurechtgeschneidert wurde. Viele Leute waren über die Rede empört (Musgrave, Hurwicz, Patterson, etc.).

Sonst: bei Scudder wo ich eine lange Disk. mit Mr. Lips von IBM über 1401, 1410, … hatte. Das Bild beginnt sich zu klären, aber ich muß noch mehr studieren, ehe ich meinen Vorschlag machen kann. Jedenfalls müssen sie sich modernisieren. Die meisten Partner waren verreist.

Exc. Com. gestern bei MRCA. Immer etwas Fortschritt, aber ein langer Weg. Jetzt wird Tate als Mann Nr 2 fungieren (de facto); er hat alles unter sich, ausser den Panel.

Mit Haberler 1h geplaudert. So, so: Seine Frau war 4 Wochen im Spital (Depressionen), M. Beckmann sagte ich solle eine Autobiographie schreiben, speziell wegen Wien (Wald etc.) & Johnny, sowie über meine sonstigen Aktivitäten (Navy etc. Was noch? Haberler berät die "Gen. Inv. Fund" (haben ˜ $ 15 Mill.), einmal im Monat Dinner-Disk. über die Wirtschaftslage; viel weniger involviert als ich mit Scudder.

Brief von Adm. Thatch, ich solle doch etwas wegen ASW tun. Ebenso von Adm. Slonim, ich solle nach Hawaii kommen. Habe nochmals an Adm. Sides geschrieben, der meinen ersten Brief wohl nicht bekommen hat.

Di. Dinner bei Pattersons; nett. Dorothy konnte gehen, obwohl sie noch ziemlich leidet. Aber es wird besser. 2 Türken dort (Erne?), die ziemlich schwer zu ertragenden Harbisons, & Fr. Machlup. (Er rast im Lande herum. Morgen wird nochmals über das Haus gesprochen & Dorothy wird an dieser Schlußsitzung teilnehmen.

Ich muß noch einiges an meinem Aufsatz für die G Conf. proceedings verbessern. Dann Accuracy! Carl ist glücklich über die Minivac. Er hat viel programmiert, versteht die Operationen & lernt jetzt die Logik die dahinter steht & wie man das durch elektrische Verbindungen ausdrückt. Heute waren wir bei der 650. Maschler sprach mit ihm, war erstaunt was Carl alles weiss, diskutierte Nim (im Binären) mit ihm etc.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1960-63, Eintrag 1961-12-29
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.37)