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tagebücher / 1963-65 / 1963-11-25

Mo. 25. Nov.

Wir gingen Samstag in die Chapel zum Memorial Service. Goheen sagte kein Wort; auch gestern & heute nicht. Das ist doch unmöglich. Eine Univ. muß imstande sein sich zu äussern & zu den Studenten zu sprechen. Ich will der Sache nachgehen, werde Lester & andere drängen daß noch etwas geschieht. Das ist bes. nötig, wegen der grässlichen Affaire in Dallas wo alles rechtswidrig vor sich ging. Wenn wir Civilisation wollen, müßen wir uns an die Regeln & Gesetze halten, oder wir sagen, daß sie in kritischen Momenten nicht gelten, nicht anwendbar sind, d.h. keinen Wert haben. Und das geht nicht.

Von Salins kam heute ein Telegramm: Sympathie. Wie gut von ihnen. Ich werde das Morgen im Semin. über Dogmengeschichte erwähnen & auch, daß er so viel an uns zurück denkt. Er geht mir ab; es war eben jemand, mit dem es so viel zu reden gab. Dorothy bemerkte neulich, wie doch anders die Gelehrten mit Europäischem "Background" sind, viel breitere Basis, obwohl viele viell. nicht so spezialisiert & technische Könner.

Louis Fischer hat seine Lenin Biogr. beendet; sie soll im Mai erscheinen.

Im Jan. fahre ich zuerst zu Gen. Motors & dann nach Wien zu einer Sitzung des Adv. Com. Sagoroff schrieb daß die Stadt Wien nun die ganze Schule, nicht nur 2 Flügel, ausbauen lässt & dem Institut gibt. Grosser Erfolg, alles viel besser. Stone war in Wien, offenbar befriedigt.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1963-65, Eintrag 1963-11-25
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.38)