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tagebücher / 1963-65 / 1963-12-25

25. Dez. 63

Weihnachten. Sehr schön, auch das Schneewetter das vor 2 Tagen begann.

Gestern mit Carl in Trenton wo wir ein Mikrophon kauften, damit er den Transceiver operieren kann – was er nun mit Begeisterung tut. (Und völligem Verständnis.)

Dann kam Mittags ein unerwarteter Brief v. Weichselberger aus Berlin (den ich nur 2 x kurz im Sept. in Wien gesprochen habe (bei meinem Vortrag über Spektralanalyse: Ich würde ehestens einen offiziellen Brief von der Tech. Univ. bekommen mit einem Ruf! Man würde alles erdenkliche bieten, in der Univ. & auch mit Aktivität ausserhalb etc. Ich möge genau überlegen, soll nicht sofort nein sagen etc. Das ist nun wieder ein Dilemma. Schön, daß man mich (noch) will, aber will ich nach Berlin?! Sie sagen, ich könne es auch so machen: 2 Sem. hier, 2 dort. Viell. sollte man sich so etwas überlegen. Ich will das vorsichtig betrachten. Lange, hier, ist jetzt Hon. Prof. auf Lebenszeit an der Freien Univ. Berlin geworden, aber sonst wie üblich hier. Viell. ein solches Arrangement? Da ich in 2 Wochen in Frankfurt sein werde, möchte ich auf 1-2 Tage nach Berlin fliegen mir alles anzuschauen, am Wege nach Wien. Ich bin seit 1947 nicht dort gewesen & an die Mauer zu gehen wäre auf alle Fälle ein Erlebnis.

Es kam auch ein sehr netter Brief von Vosslers. Ich werde sie im Jan. sehen. Er hat offenbar in meinen beiden Büchern gelesen & schreibt amüsant über Morra. Das Sommerhaus macht etwas Fortschritte, die Ölheizung in F. ist fertig & die Feiertage sind sie in Wolfsgarten wo wir mit ihnen im Juni einen schönen Tag verbrachten (und Prinz Ludwig an Dorothy viel Gefallen fand!).

Bescherung: sehr glücklicher Carl mit Transceiver. Ich ging mit ihm nach Trenton um ein Microphon zu kaufen ($ 20,-), so konnte er operieren. Nun muß die Antenne endlich angebracht werden; der Schnee stört; aber viell. nächste Woche. – Auch Bücher für ihn (über Logik, the Brain, Language etc.). Karin zufrieden mit Tisch, 2 Sesseln, Mickey Mouse, Malequipment usw. Dorothy bekam die Perlen, die sehr schön stehen, 1 Silberteller, Buch, Bedjacket etc. Mir gab sie – oh Erstaunen! – Celadon-Ming Dyn. (16th Cent.) – Platte, etwa 25-30 cm Durchmesser. Wunderschön; perfekt. Ich will sie im Wohnzimmer aufstellen, vielleicht an einem Gestell. Noch ein schönes Buch über Tuthankamen, von Hannchen den 1. Bd. der Prinz Eugen Biogr., von Carl Schlüsselbund. Helene Hollenstein, die nun schon sehr schwanger aussieht, war auch dabei, benahm sich nett. Ist zwar sehr beschränkt, hat sich aber besser gemacht als wir in Woods Holl befürchteten. Am 2. Dez. geht sie nach Pennington & das neue Mädchen kommt, hoffentlich, wie verabredet, gegen den 15.

Heute kam Mary Wigner mit Martha vorbei. Er ist im Bett mit Erkältung. Erzählte von der Nobel Preisverleihung. Es soll wunderbar organisiert gewesen sein. Eugen hat mehrfach gesprochen. Wir werden noch Photos sehen.

Heute abend kommen Louis Fischer, Afriat & Feketekuti (grad. Stud.) zum Nachtmahl.

Morgen den ganzen Tag Office: RCA-Ma; & Space Conf. (Vorbereitungen fast fertig). Fr/Sa. in Boston, Am. Ec. Ass.

Gestern Knorr hier. Wir überlegten mehr über die Arbeit für Sandia. Cotter sagte mir neulich wieder (am Tel.) daß die Idee auf ein Memo von mir zurückgeht; aber ich kann mich nicht erinnern; so wird es ein Duplikat machen. (Stammt etwa aus 1957!). Klaus & ich arbeiten gut zus. Ich will nun meinen Teil des 1. Entwurfes zu Papier bringen.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1963-65, Eintrag 1963-12-25
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.38)