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tagebücher / 1963-65 / 1964-01-15

Mittw. 15. Jan.

Steuer rate (1/4): $ 1850,- (x 4 plus Abzüge ˜ $ 15 000,-!) bezahlt.

Sonntag waren die Studenten des Grad. C. hier; Vorlesung & Supper. Sie waren offenbar sehr erfreut & ich will das wiederholen. Sie klagen über Reglementierung & zu viele Prüfungen (das sind Baumol & Machlup).

Jetzt hoffe ich morgen den Aufsatz f. v. Beckenrath fertig machen zu können. Es ist aber nicht leicht zu arbeiten. Der Hals tut wieder weh & ist noch ganz rot. Ich zweifle, daß ich selbst Sa. reisen kann, auf was wir heute zielen.

Viel gelesen, nicht alles gut. Romane sind meist schlecht, wenn sie anspruchsvoll sind. Dann lieber eine anständige Detektivgeschichte. Salins "Um Stefan George"; sehr interessant, bes. als Zeitgeschichte – aber ein anderes Zeitalter? Oder ist es heute bei Sartre ähnlich? Mir hat George immer ziemlich viel bedeutet; bei ihm das "dichten", d.h. das gedrängte; was auch Salin hat. Aber George ist datiert, was unvermeidlich ist. So ist Hölderlin. So ist Goethe. Alles.

Dorothy ist wunderbar – wie sie alles lenkt, bedenkt. Dabei so natürlich. Ich liebe sie sehr & sie macht mir viel Freude. Die Kinder hängen auch ganz an ihr & sie lässt ihnen eine so gute Erziehung zu teil werden. Dazu das schöne Haus, das auch ihr Werk ist. Ich geniesse das alles bes. jetzt wo ich so ständig daheim bin.

Die ONR tel.; wir sollen den Antrag über Res. Mang. etwas umschreiben, bekommen aber wahrscheinlich den Auftrag. Ebenso von Scoville gehört. Sehr gut für Ma.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1963-65, Eintrag 1964-01-15
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.38)