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tagebücher / 1963-65 / 1964-01-29

Mittw. Jan 29

Ich flog am 18. mit Swiss Air nach Zürich, wo ich im Storchen übernachten mußte, da wegen Nebels in Wien keine Flugzeuge gingen. Die Erkältung machte mir viel zu schaffen, auch in Wien, so daß ich nur über Frankfurt direkt Heimflug. In Z. sah ich Somary. Die Bank ist ganz verschlafen & er hat nur Allgemeinheiten zu sagen. Unbegreiflich. Wie anders bei Baer, wo ich Hans sah. (Ganz von sich beeindruckt, aber doch Tag & Nacht gegenüber S.). In Wien holten mich H. & Sagoroff ab. Kalt, neblig, dann Föhn, mehr Nebel usw. Alles sehr schlecht & ich habe kaum etwas anderes Getan als in Institut zu gehen, & wieder in die Mitt.gasse. Dort kal im Vorzimmer, Badez., Clo, Küche, … überhaupt sehr primitiv. Wenn sie wenigstens mehr Elektrizit. hätten könnte man alles bequemer machen. Dazu ist H. eigensinnig, angerührt, wirklich schwierig; obwohl natürlich ein herzensguter Mensch.

Wichtiges: Sagoroff sagte mir, daß ich im Mai 65, bei der 600 Jahr Feier der Univ. ein Ehrendoktorat bekomme. Ich sei der einzige der einstimmig beschlossen wurde: Noch: Haberler & Müller-Armack; bei diesen besteht noch eine gewisse Unsicherheit, da der Senat das annehmen muß. Er hat Lazarsfeld nicht bekommen. M-A wegen seiner öffentlichen Tätigkeit (ich lernte ihn im Juni 63 in Frankf. kennen). Und Hayek, Machlup? Nichts zu machen; das wird Komplikationen für mich ergeben. Das Doktorat freut mich natürlich sehr & versöhnt mich mit der Univ. & mit Wien. Ich schrieb es Dorothy, die natürlich dabei sein wird & viell. Carl falls es mit seiner Schule gehen wird.

Einmal mit H. & Sag. im Sacher, dann mit Gödels & H. dort (sie erstaunlich bei ihrem Alter) & dann von S. eingeladen dort mit Schima (Dekan), Rosenmaier, & Lovegrove (US Cult. Attaché). Bei der Gelegenheit Stone gesehen, der wegen Wetter verspätet war. An meinem Geburtstag zufällig ein Dinner im Bristol, das Kamitz für die Institutsmitglieder gab & das recht nett war. (Kreveras (Paris), Kunz, Tintner, Leontief …) Auch Nemschak hatte T. & L & mich eingeladen. N. ist sehr eifersüchtig auf S. & das neue Institut. Das wird noch schlimmer werden, wenn das Gebäude fertig ist (Okt?). Es ist S. gelungen das ganze zu bekommen. Solche Sachen macht er gut, aber sonst kein guter Verwalter. Und Kozlik (in Mexiko) macht ihm fortgesetzte Schwierigkeiten. Er wird gehen müsse, wie selbst Lazarsfeld sagt.

Von Wien zu Vosslers, wo ich ganz bei ihnen blieb. Sie waren reizend, alles sehr schön. Ich habe niemanden unter meinen Freunden mit dem ich besser reden könnte. Nicht einmal Gödel. wie bei ihm das historische & normale etwas fehlt. (Aber zusammen ergänzen sie sich wunderbar, wohl kaum, wenn sie physisch beisammen wären.)

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1963-65, Eintrag 1964-01-29
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.38)