OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1963-65 / 1964-04-04

Sa. 4. April

Predohl kam Mittw. an; ich holte ihn in Brooklyn ab; er war ziemlich abgespannt: 12 Tage, meist schlechtes Wetter & nur 6000 t. Warum aber auch?! Es war ein schöner Tag, wir fuhren durch N.Y.; am Abend war er hier zum Nachtmahl. Gestern Abend kam er nach dem Essen. Er fängt allmählich an warm zu werden, aber er ist nicht so agil wie Salin. Er kann nicht "scanning", sondern hat Schwierigkeit sich von einem Thema auf ein anderes zu begeben. (Selbst wenn man deutsch mit ihm spricht.) Ich hoffe er wird in Seminaren etc. etwas bieten. Er will viel zu wenig ausnützen, dabei habe ich ihm $ 500,- von der Ford F. verschafft, damit er reisen kann. Aber er hat eine blöde Sitzung eines Ausschusses des Ver. f. Soz.pol. im Juni den er nicht versäumen will …! Es mag aber alles noch gut werden.

Gestern N.Y. der Nachfolger Ehrhardts (Schmu… Lunch im Council. Er ist dick & nichts bes. Eine Enttäuschung, schade um die Zeit. Ich traf aber J. Frank, der mich 1938 in Vanderbilt betreute & jetzt internat. Berater der Ford M. Co. ist. Ich mochte ihn auch damals. Er wird mir viell. Geld für das Office verschaffen, so wie wir es von G.M. bekommen. Ferner bei Carnegie Corp. Dr Morrisett. Ich soll im Herbst um neues Geld ansuchen. Er erwähnte spez. die Stokm.untersuchung (K. II hatte er noch nicht gesehen), die ihm bes. gefiel. Mit Tate gesprochen, dem Sam Schwierigkeiten macht, nicht absichtlich, aber störend durch sein Herumreisen usw. Es wird wieder eine Krise geben.

Vorgestern Ma Sitzung mit Saaty von Arms Control. Es ging gut, S. war gewonnen. Nun haben wir auch einen Contract von Am. Metal ($ 25 000,-); Har. Hochschild hat nun also eingegriffen – aber wir haben auch etwas zu bieten! Neulich einige dieser älteren Bücher angeblättert. – Was für Wandel im Leben; wie vieles ist zerflattert. Ich finde Namen, die mir nichts bedeuten, keine rechte Erinnerung. Dann wie andere, so vor allem Johnny, den ich immer noch so vermisse, der unvergessliche. – Wozu schreibe ich alles (& dabei immer nur teilweise, nur mit Andeutung für mich, wo es sich um Gefühle handelt)? Sollte ich einmal, später, dies auswerten?

Las übrigens Lord Chandos A. Biogr.; sehr gut, bes. über Churchill.

Ich habe mir viel dieser Tage überlegt: Toulon; Stock Market; Strat.; C-C. usw.; viele Notizen gemacht. Dabei sollte ich mich auf die "Tape Lect." konzentrieren. So sei es! (Heute Dinner hier & dann Tanz (der U-League)). –

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1963-65, Eintrag 1964-04-04
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.38)