OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
[home]––[info]––[tagebücher]––[personenverzeichnis]––[impressum]
diary-page
diary-page
diary-page
diary-page
tagebücher / 1963-65 / 1964-12-12

Sa. 12. Dez.

Mo. mit Knorr in N.Y.; Fac. Club von Columbia wo wir mit Stump, Fox & Halperin die Pläne für die Juli Studienconferenz machten. Man wird dort 4 Wochen sitzen & es könnte ganz interessant werden, aber meine Motivation ist im Augenblick nicht stark. Ich hätte liebe diese Zeit ganz ungestört für mich um zu schreiben.

Di. nach der Vorlesung (& einer Conf. mit Coleman Donaldsen in Ma) zu IBM in Yorktown Heights, wo ich einen Teil des Symposiums über Simulation hörte (Ashby über Brain (nicht klar) & jemand über rote Blutkörperchen, sehr gut & zeigte wieder wie phantastisch kompliziert & raffiniert der Körper ist!). Dinner, wobei Rivre getroffen. Shubik, der so gerne Gene Pearer heiraten will, aber sie hat noch nicht ja gesagt. (Er ist 38, sie 23). Ich hoffe für ihn, daß es werden wird. Sie waren neulich hier & sie gefiel uns sehr; sie ist Antropologin. Mi. hatte ich Vorsitz: Geissler – Shubik – Guetzkow. Martin bei weitem der beste. Dann Lunch mit Herm. Goldstine. Seine Frau ist Thanksgiving an Krebs gestorben! Er tut mir leid. Seine Tochter ist 12, ein Sohn 5. Der Arme. Ich habe ihn immer gemocht & man kann stets mit ihm gut sprechen. Auch diesmal, trotz dieses grossen Schattens. (Er ist auch besorgt was der Mann aus Wash. für eine Biogr. von Johnny schreiben wird. Er kam zu uns (getrennt) & wir fanden, daß er keine Ahnung hat & lauter falsche Äusserlichkeiten berichten wird.

Dann nach Albany von La Guardia; traf Dorothy & wir fuhren nach Eagle Nest (allein dort). Sehr kalt. Do. sehr schönes Wetter, die Seen gefroren, herrlich im Wald in unserem (!) Land. Wir gingen mit Blanchard, dann mit Johnson (ein Baumeister, der viel für das Museum baute) & mit ihm fahren wir die beste "Site" für das Haus, etwas höher über dem See, mit weitem Blick wenn wir einige Bäume am Wasser entfernen. (Im ganzen Besitz gibt es viell. 2500!) Wir haben auch den Badestrand bestimmt, wo ebenfalls etliches Gewächs entfernt werden muß. Ich machte etliche Aufnahmen. Die ganze Sache ist überwältigend schön. Dann kam Mr. Gonlet nach Eagle Nest & wir diskutierten das Haus das Dorothy entworfen hat: über $ 20 000,-! Aber das war zu erwarten. (Jetzt versucht sie etwas kleineres & billigeres zu finden. Das Haus ist aber ein richtiges Haus, das ganze Jahr bewohnbar, mit 2 Bädern, Keller etc.). Man wird sehen. Dann heim.

Di. lernte ich daß Erwin von Beckerath im Nov. gestorben ist – wie traurig. Es kam ein Rundbrief von Kloten, man solle B's letzten Brief an die Witwe senden, da sie diese sammeln will; sie beziehen sich alle auf die Beiträge zur Festschrift. Er schrieb mir sehr gut über meinen über das Pareto Optimum. An B. habe ich das schönste Andenken – ungetrübt. Ein Gentleman, wirklicher Gelehrter, Denker & immer so angenehme Gesellschaft.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1963-65, Eintrag 1964-12-12
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.38)