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tagebücher / 1965-66 / 1965-07-16

Freit. 16. Juli

Dr Place war zufrieden. Ich muß Mo. in 8 Tagen wiederkommen. Er lässt mich Mittw. nach N.Y. fahren, wo ich Midl. Bd. Sitzung habe (bringt $ 250,-!) & Shep. Stone sehe, der heute tel. Sie schickten das Consulting Agreement, das sehr günstig ist; aber ich habe noch einige Fragen. Sie versichern mich & Dor., zahlen aber nur für uns die Reise & nicht klar was mit dem Gehalt des Institutes wird, wie die Autokosten aufteilen etc. Das wird sich alles aufklären.

Gestern & heute Karten & Briefe von Dor. & gestern telef. Alles geht gut, aber sie haben Lärm, Staub usw. Es wird noch 2 Wochen dauern bis alles fertig ist & auch dann haben sie ungewöhnlich schnell gearbeitet. Sie schreibt sehr lieb. Jetzt, da es mir besser geht & ich aus der psych-phys. Isolierung herauskomme, gehen sie mir alle schrecklich ab. Sie sie & die Kinder mir fehlen! Meine Gedanken kreisen immer mehr um sie alle. Viell. kommt Carl nächste Woche, als Gast von Bruce Graham & würde dann mit mir & Harold hinauffliegen (Mo. in 8 Tagen).

Gestern Ma Sitzung beim Lunch. Alles geht ganz gut. Unser Wachstum ist fast zu rasch & das schafft Probleme.

Gerade tel. Dor.; sehr lieb. Alles geht gut & man ist viell. schon morgen in 8 Tagen fertig.

Gestern von Greenbaums zum Dinner in die P. Inn eingeladen. Sie ist reizend & er sehr bedächtig, mit seiner komisch-knarrenden Stimme. Er sagte daß Harold, ehe er verheiratet war, ein sehr elegantes Leben führte, viele Gäste, Diener, kostbare Speisen usw.; erst Mary hat ihn herabgedrückt. H's Schwester führte ihm das Haus in diesem Sinne. – G's erzählten von Adlei-Stevenson, den sie sehr lange gut kannten: er habe im letzten Jahre viel zu viel getrunken, gegessen, sei dich geworden & rot im Gesicht. Ferner unglücklich über Johnson, Vietnam.

Heute kam ein Mann (Tishky) aus Wash. Analyt. Serv. Corp. (Air Force) & stahl mir den Vormittag. Gänzlich ohne Qualifik. die ihm gegebenen Arbeiten zu machen. Und wie kann die AF bloß solche "Aufträge" geben wo sie Rand & a. hat?! An solche Leute!?!

Lunch mit Gödel hier. Er war reizend. Hat sich Diendomé angeschaut (wegen Carl) & findet es ein gutes Buch, zu abstrakt. Warum mit unendl. vielen Funktionen beginnen, statt vom konkreten auszugehen; dies sein Haupteinwand. Noch dazu die künftige Hinwendung auf Quantenmech. – Über Logik: als Mathematiker sei sie ihm unsympathisch, weil man nicht, wie in der Math., mit einem Beweis eine Sache schön erledigt habe. Es gäbe in der L. immer weitere Fragen. Als Logiker sei ihm das letztere sehr angenehm bes. wenn es philosoph. interpretiert wird. – Die Sprache sei in erster Linie eine Sache des Sinnes & der Bedeutung, nicht der mech. Lautgebung.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1965-66, Eintrag 1965-07-16
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.39)