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tagebücher / 1965-66 / 1966-04-28

Do. 28. April

Heute Gödel 60. Wir waren alle bei ihm mit Blumen, worüber er sich freute. Aber seine Frau kam gar nicht zum Vorschein. Sie schaut auch ganz übel aus, ist fett, formlos – was für eine Tragödie. Das Ehrenkreuz hat er noch nicht angenommen & will dem Botschafter erst morgen antworten – mit der Frage, was die Verleihung politisch (!) bedeute (er fürchtet er könne an am. Staatsbürgerschaft verlieren), der Orden sei von Kaiser Franz Jos. gestiftet, also von einem Monarchen etc. etc.

Gestern in Wash. mit Sand & Knorr wegen "Temper", dem ziemlich unsinnigen Spiel, das die War Games Agency durch Raytheon für über $ 1 Mill. hat ausarbeiten lassen & das wir bewerten sollen. Wir flogen von Newark. In der Ntl. Gallery trafen wir Dorothy, die mit uns zurück flog. Wir sahen dort die Paul Mellon Sammlung, in der sich 3 von Jacob Goldschmidts Bildern befinden: 2 Monet, Cezanne's Bog in Red Vest. Auch sonst sehr schöne Sachen.

Ich bin immer noch etwas "down"; habe vage Schmerzen im Leib & leicht müde. Gelegentlich kommt ein guter Tag dazwischen. Morgen gehe ich zu einem Arzt.

Ma geht gut: Das Jahr 65766 wird über 800 000,- Umsatz sehen mit über $ 120 000 Profit! Freitag mit Niagara-Mohak verhandelt & am Abend sprach ich in N.Y. bei unserem Kurs für Sec. Analysts über Statistik etc., einschliesslich der Anwendung von Slutzky's Theorem über die Erzeugung von "Zyklen" durch gleitende Durchschnitte.

Sa. waren wir bei Hognets z. Dinner. Do. war Haberler bei uns z. Dinner; viel besser als sonst, & So. Fried. Lutz z. Dinner auch sehr angenehm. Sie waren bei einer Conf. der 10 die Machlup hatte. Mo. kurz bei einem Empfang für die deutsche "Gruppe 47", Schriftsteller; aber ich mischte mich nicht mit ihnen, irgend eine tiefere Ablehnung, obwohl diese Leute besser sind. Günter Grass war dabei. Dort sahen wir Shep. Stone, der sehr um das Wr Institut besorgt ist. Ich soll es doch übernehmen etc. & das tue ich gewiss nicht. Er, Burkhardt & ich treffen uns nächste Woche in N.Y.

Morgen Plowshare Meeting. Sehr viel Arbeit. Ich habe jetzt eine IBM Portable Diktiermaschine und erledige damit sehr viel des allg. Krames.

Fand ein Buch von Howey über Marg. util. School, das Kander in sehr unfairer Weise rezensiert hat, wie ich beiden schrieb.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1965-66, Eintrag 1966-04-28
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.39)