Freit. Mai 13. Blue Mt. Lake
Gestern mit Dor. hierher gefahren. Die Kinder hoffen wir in guten Händen; ein junges Ehepaar Needham. In P. kühles Wetter, hier sogar etwas Schneetreiben, aber keiner mehr am Boden, ausser in dunklen Stellen. Heute erst feucht, neblig (ich ging aber reiten & es war gut), jetzt scheint die Sonne & es dürfte wärmer werden. In 1 Stunde kommen Harald & Mary zum Dinner. Das neue Zimmer unten ist fertig & sehr gut. Wir werden eine Terrasse bauen, denn eine Doppelglastür führt ins Freie. Nun brauchen wir Möbel; einiges ist schon da. Blancharts Haus brannte vor einigen Tagen ab, alles verloren. Wir gaben ihnen Decken, Küchengeräte usw.; sie haben ein kleines Haus nebenan wo sie wohnen können, aber es ist leer.
Mi. war die Einweihung der W. Wilson School. Präs. Johnson kam & hielt eine langweilige, nichtssagende Rede. Goheen's war auch nicht besser. Strahlender Tag. Am Abend ein Dinner & Dance. Johnson war pathetisch wie er nachher alle anlächelte, Hände schüttelte. Viele Prof. applaudierten gar nicht, die meisten nur aus Höflichkeit. Die Rede wurde nicht 1 x von Applaus unterbrochen. Wenn ich ihn mir nachher von der Nähe anschaute, machte er einen viel besseren Eindruck als an TV.
Am Abend vorher war ich "Moderator" einer Whig-Clio Debatte zwischen Scheer (Ramparts) & Rusher (Ntl. Rev.). Sie hielten sich nicht an das Problem, sondern sprachen meist über Vietnam. Scheer hatte viel mehr Tatsachen & war 2 x in V. gewesen. Ich sagte lediglich am Ende kurz, daß von extremen Standpunkten die Welt einfach ausschaut; daß sie de facto viel komplizierter ist & daß es viell. auch im polit.-soz. unlösbare Probleme gibt. Vorher waren Dor. & ich von den Studenten zu Cockt. & Dinner geladen.
Die Univ. erscheint mir plötzlich in einem anderen Lichte nun da Carl im Herbst eintritt. Dor. bemerkte richtig, es sei als ob ich selbst wieder studieren möchte. Und es ist so: so viel neues zu lernen; mehr als das alte, das man weiss, zu unterrichten.
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.39)

