Freit. 8. Juli
Schönes Wetter, täglich 2 x Schwimmen, alles sehr angenehm. Leider hat Dorothy keine Hilfe bisher; & viel Arbeit da Rich. Henry, Chris Aall jun., & jung Dilworth etc. oft zum Essen kommen. Aber das wird wieder reziprok.
Habe einen Aufs. (deutsch) für die Waffenschmidt Festschrift geschrieben. Es dürfte ihn interessieren (über Plowshare als Investitionsproblem verb. mit neuer Technologie). Aber viell. ist es schon zu spät.
Nun kommt die Sache mit Gerry Thompson. Wir treffen uns am 19. Ich habe ihm schon einige Briefe geschrieben, muß aber etliches ausarbeiten.
Langen Brief v. Toman; recht vernünftig. Ich werde ihm weiteres schreiben. Kuhn antwortete postwendend; sehr freundl. & zustimmend.
Mein Zimmer ist eingerichtet, sehr gut. Die Bilder müssen noch aufgehängt werden. 2 Betten, Schaukelstuhl. Von meinem Fenster Arbeitsplatz sehr schöner Blick auf Wald & See. Die Terrasse ist benützbar aber es werden noch Balken gelegt um sie zu festigen, ebenso Stufen.
Das Haus ist großartig; etwa 2600' square, wesentlich mehr als wir im Westcott Rd am Anfang hatten. In Princeton jetzt 3000' plus dem 3. Stock. Von dem Weg schaut es ganz unscheinbar aus. Mrs. Wilmersding war neulich hier, ganz überrascht. Noch nicht reiten gewesen. Harold & Walter haben so viele (reitende!) Gäste.
Impfung & Tetanus Shots sofar.
Eben Brief v. Kamitz; er stimmt mir ganz zu daß es nur 1 Direktor geben soll. Jetzt muß ich ihm wieder Material für das Gesuch an Ford senden. Kein Ende der vielen Arbeit die ich dem Institut schon gewidmet habe.
Weiter viel russ. Geschichte gelesen. Abenteuerliche Verwirrungen. Jetzt will ich eine von Polen lesen. Beides war in der Wr Schule sehr vernachlässigt & mit Vorurteil. Aber es ist schon merkwürdig wie lange die Mongolen in Russl. aushielten, direkt & indirekt. In der Krim sogar bis ins 18. Jahrh. Und das Russ. Mittelalter kann sich mit dessen Leistungen in Frankr., Deutschl, usw. nicht vergleich. Auch sind kaum Spuren wiss. oder philos. Werke zu finden. Selbst Indien & China hatten höhere Kultur; auch die Mohammedanischen Länder. Wenn R. kath. statt orthodox geworden wäre hätte es leichter Anschluß an den Westen gefunden.
Nun muß ich den "Abstract" über G Th. an Diecher schicken, für eine Conf. im Oktober. Über Anwendungen & Missbräuche. Ich habe mir etliches überlegt woraus ein Abstract entstehen kann. Mir brennt es aber unter den Finger an das T-M MS zu gehen. Werde Gerry nächster Tage anrufen.
Carl unterrichtet Richard Henry & scheint es gut zu machen. Er studiert fleissig Fineman. Und ich das russ. Alphabet, damit ich wenigstens Inschriften lesen kann! Was für ein Skandal daß ich nie russisch gelernt habe!
Später:
Ich habe ein grosses Bedürfnis "herumzulesen", wie ich das so oft getan habe, gewöhnlich mit grossem Erfolg der Anregung; dabei gleichzeitig gewisse grössere Bücher genau fertig zu lesen. Beides verlangt Ruhe; die Abwesenheit von sich-gedrängt-fühlen. Die ist schwierig zu bekommen, aber es geht. So schaue ich mir wieder an: Portmann, Lorenz (das "Böse"), jetzt eine neue Schrift die mir Karl Popper schickte: Of Clouds & Clocks (on Freedom of Man) (das könnte zus.hängen mit meinem Essay: The Certainty of Uncertainty Paradox).
Ich sehe, wie sehr ich diese Perioden der Ruhe brauche. Dabei sind es kaum 8 Tage daß wir hier sind.
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.40)



