OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
[home]––[info]––[tagebücher]––[personenverzeichnis]––[impressum]
diary-page
diary-page
diary-page
tagebücher / 1966-68 / 1967-02-11

Sa. 11. Feb.

Letzte Nacht starb Clarisse Rothschild in N.Y. Rolley tel. heute früh; Nancy kommt zu uns über Nacht. Clarisse hat sehr unter Empheysema gelitten & lebt nur noch mit 2 Tubes durch die Nase for Oxygen. Das ist kein Leben & so ist es besser. Jetzt kommt für Gwen, wie Alexis Goldschmidt sagte, die "Lawine", offenbar sehr viel Geld. Clarisse zahlte noch jährl. über $ 30 000,- Pensionen nach Österr; in N.Y. hatte sie 6 Dienstboten. Langau & das Apartment in N.Y. gehört schon den 2 Töchtern. Die Einrichtung in N.Y. allein wird auf $ 1 Mill. geschätzt! Ich habe Clarisse recht gern gemocht; sie war natürlich schwierig. In Langau hat es Dor. & mir sehr gut gefallen.

Nun angefangen Briefe wegen der Festschrift zu schreiben. Nicht leicht, aber gern getan. Ich gehe jetzt wieder ins Büro während der Woche so wenig Zeit gehabt. Es kommen mehr & mehr Studenten u.a. Leute & ich fühle ich muß ihnen so viel Zeit wie möglich geben. Ferner neues Material von AEC für Knorr & mich; mehr Disk. über Plowshare mit Heiss etc. Dagum diskutierte sein geplantes Buch über Spectral Analysis. Sehr gute Rez. von H. Simon über Steindls Buch – und den wollen Weber, Putz etc. nicht einmal habilitieren. Dabei ist er der beste Mann in Wien (ausgenom. die Jungen).

Später mehr.

Später:

Wir gehen nicht zum Begräbnis; Rolley tel. daß es nur Familie sei & (offenbar) orthodox. Dor. wird Gwen heute anrufen.

Gestern war Salin 75. Das Office schickte ein Telegr. Leider kam ein Brief von der U Press: sie lehnen die Übersetzung der Dogmengesch. ab. Es tut mir leid um Salin. Aber ich verstehe es, & der letzte Teil der neuen Auflage hatte mir gar nicht gefallen. Ich hätte auf Änderungen gedrängt (z.B. Boulding ein math. Ökon!!). Viell. geht es mit Prager. Bedeutet wieder viel Schreiberei. Salin war in B gut beisammen, obwohl er erst eine Grippe gehabt hatte. Sie luden uns beide zu einem sehr guten Nachtmahl ein. – Dagum will ein Buch über Spectr. An. schreiben; genau mit mir diskutiert. Marchi ist glücklich daß Ulam eine Arbeit (über G ?) in die Proceedings aufgenommen hat, ersch. im April. Ferner machen wir ein RM von 3 Arbeiten & 2 andere sind zur Publik. akzeptiert. Nur möchte ich endlich einmal wieder zur Arbeit kommen. Jetzt drängt die Einleitung zur russ. Übersetzung.

Vorigen Montag kam Carl kurz ins Office. Es geht gut. Wir möchten mehr von ihm sehen. Ich leide unter der Trennung, wie natürlich auch Dorothy. Und es ist so unnötig, hoffentlich vorübergehend. Er hat "3.3 aver.", 1 in Math, 2 in Phil. eine 5 in Econ. Dort waren es seine – richtigen! – Ansichten über Schumpeter & eine Frage über Kosten & Angeb. Kurven die weder Godfrey noch Howrey schnell lösen konnten. Die Fragestellung war ganz blöd. Das ist Jasse Markham!!

Ich reorganisiere meine Vorles. über G ?. Sehr nötig, sehr schwierig, weil das Material so gewachsen ist, die Zeit aber nicht. Dazu kommt noch der Ärger über die beim Bau in Bl Mt Lake verbrannten Aufzeichnungen. – Aber das fällt wenigstens in denselben Bereich wie das Russ. Vorwort und ist nützlich die Mai Conf. in Pasadena & die Juni G Conferenz in Wien.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1966-68, Eintrag 1967-02-11
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.40)