OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1966-68 / 1967-04-29

Sa. 29. Ap. Bermuda.

Gute Erholung, aber unbeständiges Wetter, Sturm, Sonne, Regen. Viel über Spielth. nachgedacht, Lausanne etc, (G?, Gß, …) Viele Notizen gemacht, über den Cal Tech Aufsatz hinaus. Will das mit Marchi, Maschler, Shubik diskutieren, aber erwarte nicht viel Sympathie, weil Lausanne kaum als Grenzfall erscheint. –

Vorige Woche waren Borch & Granger da (unabhängig). Wir hatten sie & 2 Kuhn, 2 Godfrey, Hatzfeld & Carl zum Dinner, war sehr animiert. Ferner gab ich Lunch für sie & Lester & Chandler & Berry. B. würde sicher gern nach P. kommen & wäre sehr geeignet. Viele Diskussionen mit Godfrey & G. über unser Buch, das nun endlich vorwärts kommen soll. Clive kommt Mitte Juni – Ende Okt. (Ebenso Maschler, so daß ich grosse Geldschwierigkeiten habe, im Office, & zu Ford F. nächste Woche pilgern werde, um ˜ $ 150 000,- betteln für 3 Jahre.) (Dann müssen sich andere kümmern!) Aber das Buch wird werden, jedoch keine fundamental neuen Ergebnisse. B's ist bei der PU Press, geht zum Satz, soll im Okt. erscheinen. Es war sehr gut beide hier zu sehen. Es ist so viel los. Lange Disk. mit Marchi, dem ich etliche Ideen gegeben habe. Eine diskutierten wir im Detail & werden eine gemeinsame Arbeit schreiben. Ferner viel Arbeit mit Heiss an Plowshare, andere Ma. Knorr besucht & unser ONR Proj. besprochen, wo er bereits viel geschrieben hat. Wir wollen (oder er, eigentl.) ein gemeinsames Buch machen. So viel vor uns!

Carl war sehr gut; macht einen guten Eindruck. Sprach viel mit Kuhn. Neulich Lunch mit ihm & Dor. – Gestern war Freshman Prom. Hoffentlich ging er & fand ein Girl. Er hatte Cia Ballantine zu spät eingeladen. Karin ist lebendig, malt, bastelt, hält uns alle ausser Atem.

Brief von Frl Boisits (Wien). H. unverändert. Viell. in ein Heim. Das wird sich dieser Tage entschieden haben. Bereits 2 Bluttransfusionen. –

Wir lesen Bertrand Russells Autobiogr. Erstaunlich, daß er 94 ist, aber kein gutes Bild von sich selbst. Ein unerfreulicher Mensch im Grund. Ungerecht über Whitehead & keine Einsicht wie sie die Principia schrieben. (Wobei der enorme Abstand von Gödel!). Wenn man hinter die Kulissen schaut, sieht man was die Welt für falsche Vorstellungen bekommt. Russell als Pazifist, & 1948 sagte er Dorothy & mir (bei Oppenheims): lieber sehe er Engl. von Atombomben vernichtet als von den Russ. Kommunisten beherrscht.

Vietnam: Die Tragödie geht weiter. Westmoreland macht grässliche Reden, McNamara ganz umgefallen & die Welt treibt einer grossen Tragödie entgegen. Noch ist es nicht zu spät, aber viel Zeit ist nicht mehr. Johnson ist von verbrecherischer Verblendung. Mit Kennedy wäre es nicht so weit gekommen. Die Welt wird im allg. von herrschsüchtigen Trotteln regiert. Oxenstjerna hatte recht & seither keine Änderung.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1966-68, Eintrag 1967-04-29
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.40)