Wien 26. Sept. Do.
Hier am 24. aus Zürich angekommen. Fand eine Nachricht von Gerh. Haberler: solle sofort ins Spital, starke Verschlechterung. Nun Hannchen liegt im Sterben. Sie erkannte mich noch, für einige Zeit aber am Abend, gestern & heute wohl kaum; viell. hat sie ein vages Gefühl daß ich da war; Es ist unsagbar jammervoll. Sie isst nichts mehr, kann nichts verständliches mehr sprechen, die Augen fast geschlossen, gelegentlich ein Zeichen eines Schmerzes. Blutdruck 90/65! Rapider Puls. Die Ärztin sagt sie habe Krebsstellen an der Gehirnschale, die Durchblutung des Gehirns lässt nach . Es könnte Stunden, Tage, selbst Wochen dauern. Man sitzt bei ihr & kann gar nicht kommunizieren. Es ist so wie bei Johnny, nur ist sie noch motorisch, während er zum Schluß ganz still lag & nicht einmal lallte. Warum müssen sie so elend sterben?
Sie liegt im selben Zimmer 10, dem gleichen Bett wie voriges Jahr. Gretl Hammer war da & nimmt sich aller Sachen sehr an; Fr. Kompus ist jetzt eine Art Privatpflegerin. Ich habe Dorothy geschrieben, werde aber heute oder morgen mit ihr telefonieren (was sie ohnehin erhofft)
In Zürich: allein hingeflogen, Feidler mußte im letzten Augenblick absagen. Cott kam aus Florenz. Wir assen im Grill, Baur an Lac, sehr gut & besprachen den Besuch in Vaduz. Ich hatte Wilhelm 2 x angerufen. Er war ganz konfus, wusste angeblich nicht daß Cott die Preise wusste (dabei hatte Karl Alfr. mir sie bestätigt & schrieb daß W. sie für gut befand!) etc. Wir fuhren Dienstag mit Zug, W. holte uns nicht ab, schickte (auf mein Drängen) ein Taxi; Die Bilder standen am Boden in seinem Büro, nicht einmal auf einer Staffel. Keine Papiere, Xrays etc. Wir 2 lunchten allein da er "eine Verabredung hatte"! Er kam ins Rest. als wir fertig waren, wir gingen in die Ausstellung, dann per Taxi nach Sargaus; er nicht. Cott sagte er sei ein "contadino". Ich glaube daß ausserdem etwas unterbewusstes mitspielt: er mag es nicht, daß verkauft wird. Dabei hat er wohl von dem Rembrandt profitiert? Am Abend lange Disk. mit Perry: er sei nicht begeistert. Der Rubens sei ein Van Dyck & sie hätten genug von ihm. Der Rafael "bewege ihn nicht". Er würde kaum einen positiven Vorschlag machen. Wegen der Preise? Nein. Als ich sagte, dann sei ich frei sie anderen anzubieten, blockierte er mich: es könne sich manches ändern, er werde mich verständigen etc. Merkwürdig. Er möchte den Rubens Kinderkopf & Breughel. Offenbar glaubt er ich könne das zustande bringen (R: $ 3.5 Mill?! Kein Protest). Er wird mir noch nach Wien Nachricht geben. Sonst gehe ich zu Hoving, wo die "drastische" Herabsetzung ¾ Mill. sein könnte. Das werde ich heute Abend mit KA. besprechen.
Schwer zu schreiben; mir steht immer das Bild der armen Schwester vor Augen, die mit dem Tode ringt.
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.41)


