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tagebücher / 1968-70 / 1969-01-12

Sonntag 12. Jan.

Immerhin glauben Gumperz & ich daß die Sache positiv läuft. Höchstens könnte sich McNally auf Hölzl-Carta beschränken wollen aber das wären auch noch ˜ $ 800.000,-.

An einem Samstag, als wir am vormittag eine kurze Sitzung bei Karl Alfred gehabt hatten fuhren wir (2 McN., 2 Liechtenstein) nach Langau wo wir bei Gwen zum Lunch waren. Karl Alfred, Andy & ich in einem Auto die 3 Damen in einem anderen. Sehr schön dort; die Liechtensteins waren nie dort gewesen & alle waren sehr zufrieden. Von dort nach Persenbeug zum Tee; leider war der Erzherzog nicht, wohl aber sie?, & sehr nett. Von dort wir 2 mit 2 McN. nach Gersten zu Seefrieds zum Dinner. Dort war eine ziemlich grosse Party, etwa 20, alles sehr schön. Ich hatte das Innere des Schlosses nie gesehen (Dor. war 67 zum Lunch dort gewesen; ich hatte damals heimfliegen müssen). Alles auf Jagd eingestellt; aus jeder Ecke schauen einen Tiere an. Karl Alfred hatte mir gesagt das Schloss sei abscheulich, aber ich fand es gar nicht so. Seefrieds waren beide sehr nett; wir sahen uns nachher noch einige Male im Sacher; die Tochter ist reizend; der Sohn stud. Ökonomie. S. & ich sind, ebenso per Du wie mit KA.; schliesslich kennen wir uns seit 35 Jahren, als er oft zu mir ins Büro & in die Stadlerg. kam.

Wir sahen auch Graf Schönborn, mit dem wir sehr gut auskommen. Es war nicht viel Zeit. Den letzten Abend hatten wir Karl Alfred & Prinz Reuss zum Nachtmahl & das ging bes. gut. Mit Agnes gingen wir einmal ins Kino: Space Odyssee – sehr eindrucksvoll, obwohl das Ende etwas konfus & schwach.

Mit Bruckmann viel diskutiert: er der neue Dir., & er wird sich gut machen, falls er sich nicht zu sehr Schmitz unterwirft der ein Pedant ist & wichtiges & unwichtiges nicht unterscheiden kann. Wolf, John & viele andere gesehen. Es war anstrengend, weil das Gewicht von Hannchens Tod auf uns lastete. Das Begräbnis war würdig & schlicht & obwohl kaum jemand verständigt war kamen viele. Wir gingen am folgenden Sonntag in ihre Kirche, (der wir $ 200,- gaben, & das Klavier). Es kamen viele Briefe & Notizen & ich habe fast alle beantwortet; einige kamen während ich im Spital war.

In Wien kam ein Brief von Perry Cott: sie wollen den "Rafael" nicht. Er hat ihm einfach nicht gefallen & das war es, nicht der Preis. Was für ein Jammer. Karl Alfred war natürlich auch enttäuscht aber ich hatte ihm auch erzählt wie wir (Cott & ich) im Sept. (auf dem Hinweg nach Wien) in Zürich bezw. Vaduz von Dr Wilhelm empfangen wurden. Ich war nach Z. beflogen (E. Feidler wollt mitfliegen, mußte im letzten Augenblick absagen), wohnte wie Perry im Baur an Lac, wo wir sehr gut assen. Dann nach Vaduz wo uns Wilhelm nicht einmal an der Bahn abholte; ins Schloss, wo er beide Bilder am Fußboden hatte, statt gut auf einer Staffelei etc. Er kam auch nicht zum Lunch, erst nachher etc. Kurz es war eine Katastrophe & ich glaube dieser Empfang hatte, viell. unbewusst, etwas mit der Späteren Ablehnung zu tun. Der Fürst war in Ragaz, da er noch Schmerzen hatte von seinem Autounfall in Apulien; die Fürstin war auch nicht da. Ich flog dann nach Wien wo ich gerade noch ankam um Hannchen noch bei Bewusstsein zu finden. Sie hatte sehr auf mein Kommen gehofft. Dann ging es rasch bergab & ich glaube nicht daß sie mich die folgenden Tage wo ich immer wieder hinging & bei ihr sass erkannt hat. Sie ist aber dann sanft entschlafen –.

Am 9. Okt. waren wir beim Fürsten Liechtenstein z. Dinner im Stadtpalais wo er eine sehr schöne Wohnung hat mit großartigen Bildern (Canalettos, Winterhalter usw. Kaufmann usw), Möbeln. Noch: Karl Alfred Graz Wilczek (Vater der Fürstin), 2. Sohn … Prinzessin Georg v. L. (Württemberg). Nachher setzten der Fürst, K.A. & ich uns zus. um über die Bilder zu sprechen. Ich erzählte im Detail über meine Bemühungen & z.B. daß ich den Rembrandt auch um 1 ½ Mill hätte verkaufen können, aber mir waren 2.3 Mill. vorgeschrieben. Das Fiasko mit Ref., die Zweifel der Zuschreibung usw. Dann über mögliche Substitutionen. Ich schlug den Franzosen (1457) (~ Fouchet) vor. Das akzeptierte der Fürst. Wir besprachen Preis, viell. (über) $ 2 Mill? usw. Die ganze Unterredung sehr gut, immer von KA. sekundiert, bes. über die Schwierigkeiten wegen der zu hohen Preise. – Der Abend war sehr gut. Graf Wilczek bes. reizend zu Dorothy & Prinzessin Georg sehr nett (wie auch damals als wir mit ihr & ihm nach Persenbeug (im Juni) fuhren.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1968-70, Eintrag 1969-01-12
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.41)