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tagebücher / 1968-70 / 1969-01-14

Tu. Jan 14.

Noch immer nicht genug Stärke um etwas längeres an Arbeit durchzuhalten. Briefe in die Maschine,: ja; aber das MS liegt noch da, kaum angerührt. – Etwas Lecture: Malraux: Antimémoires (von Carl), zieml. schwieriges franz; viel Maigret (von H. Nurkse), leicht ein Buch über Lawrence & Oppenheimer (die ich beide kannte, beide nicht so angenehm; L. war mit in 1957 am Bes. zur 6. Flotte). Kac-Ulam: Math. & Logic – ausgezeichnet; Solzhenitzin: The first Circle (noch nicht fertig gelesen): ein mächtiges Buch das sowohl das Grauen, die Verottenheit des Stalinschen Systems & die Hoffnung in (manchen) Menschen zeigt. Ich glaube dieses Buch wird überleben. Der Autor muß ein interess. Mensch sein, den man gerne kennen lernen möchte.

Dor. ist in N.Y. einen Persianer zu kaufen. Ich kaufte ihr einen in Athen in 1951 er ging nun ganz kaputt. Kostete $ 100 oder $ 200 & war aus lauter winzigen Flecken zus.genäht. Der neue wird wohl 800 + kosten –. Ich habe sie sehr dazu gedrängt. – Ich kaufte vor Xmas einen Marautz Tuner-Amplifier, einen Dudl 1019, & 2 Bozak Lautsprecher. Was für ein System! (Teuer!). Ich will die Briefmarken verkaufen; eine Liechtensteinsche ist im Katalog mit $ 1400,- verzeichnet. Man bekommt viell 2/3. Es gibt auch sonst einige Gute. Heiss will sich der Sache annehmen. Ich habe lieber das neue HiFi (das alte ging zugrunde) als eine Marke herumliegen (obwohl gute Investition). Was noch fehlt ist ein neues (d.h. altes: Sheraton) Buffet für das Speisezimmer. Kostet viell $ 3000,-, aber wenn ein gutes, erstes Stück, auch eine sehr gute Anlage.? Ob die Sammlung so viel bringt bleibt abzuwarten.

Gestern waren Paul & Gabrielle Oppenheim hier; neulich 2 Knorrs, heute D. Bradford dann Kuhn, Fabian etc. Nicht viel Ruhe. Ich habe wieder Briefe diktiert, aber einige müssen mit der Hand geschrieben werden z.B. an Fürst Dohna, der uns schöne, warme Grüsse schickte, an Otto v. Habsburg usw.

Mit Gödel öfter tel. Er behauptet etwas Herzbeschwerden zu haben & konnte heute nicht kommen, wie geplant. Aber am Tel. sehr gesprächig.

Carl hat nun gute Aussichte "univ. scholar" zu werden. Da hätte er die grösste Freiheit, ist von den meisten Verpflichtungen entbunden & würde nur 2 Vorles. inskribieren – eine über abnormale Psych. & eine über Hilbert-Banach Räume. Mit Notterman hat er schon die nächsten Experimente besprochen, die neues produzieren sollen.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1968-70, Eintrag 1969-01-14
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.41)