OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1968-70 / 1969-07-18

Freit. 18. Juli

Mo. mit Dorothy nach P. (Karin in Weverton den Ettinghausens übergeben, von denen wir sie Mi. abends abholten, mit Thomas. Heute kommen sie z. Nachtmahl & nehmen den Sohn mit. Gut für Karin. Heute kommen Georg & Gabrielle Fürstenberg bis Sonnt.)

In P. viel mit Ma, Heiss (unsere Arbeit) Baxter usw. Di. in N.Y. zuerst bei Gumperz im neuen Büro. Er hat Influenza gehabt & sah angegriffen aus. Dann Midland Bd Meeting. Am Mittw. bei Gödel, der schon 2x tel. hatte. Reizend wie immer. Meist Diskussion über den Mond (sie sind Mittw. früh gestartet). Er gab mir ein Photo von sich mit Widmung: "In Alter Freundschaft" – was sie ja wirklich ist. Seine Anhänglichkeit ist ebenso rührend wie erstaunlich. Und immer die Fragen auch über meine Familie –.

Viel mit Ma Leuten gesprochen, neuere Linien gegeben für Kontakte usw. (Bes. für World Trade Center – eine Data Bank!)

Reiten mit Harold. Er hatte einen Brief vom Instit.: sie zahlen $ 35 000,- p.A. & garantieren 50% als Pension nach Pensionierung mit 70. Vergleiche das mit der Univ!! Werde das Dick Lester zeigen; sie kommen Dienstag auf 1 Nacht.

Nun wieder an die ONR Arbeit – die mir noch immer nicht gefällt – aber sie verbessert sich – nur zeitraubend.

Lese: Critchon: The Antromeda Strain – sehr gut.

Nixon hat Mo als Feiertag proklamiert. Es wäre besser zu warten bis die Männer wieder vom Mond zurück sind. Alles klappt, aber es kann doch noch schiefgehen.

Je mehr ich über die Raumfahrt nachdenke, (& das Univ.), so mehr werde ich deprimiert über die totale Position des Menschen im ganzen Maß der Dinge. Die Einflüsse der Raumforschung werden enorm sein auf Religion, Politik, Massenpsychologie –

Carl tel. gestern. Er geht viell. Mo nach S. Fé auf 1 Woche zu Ulam. Er hat Schwierigkeiten mit dem Computer in Boulder (z.T. kaputt, z.T. geschlossen) & in Los Alamos wird es besser sein. Er war gut wie immer. Wir schickten wieder Geld, aber er ist sehr bescheiden.

– Vorhin ein Brief v. Salin, wieder über Prognos, das nur Umsatz erhöht, aber nicht den Gewinn. (hatte 1.8 Mill. sfr. & 10 000,- sfr Reingewinn; Ma: $ 1.8 Mill & $ 125 000,-!). Wir werden im Okt. eine Sitzung haben wenn ich nach Wien fliege (Nemschaks neues Gebäude & Kur. Sitz.). Salin schickte einen Zeitungsausschnitt mit. Er hat mich (mit Galbraith (!) & Meade) für den Nobelpreis nominiert. 7 Schweden suchen den Träger aus. Andere angeführt: Tinbergen, Leontief, Frisch, etc. auch Haberler & Hayek. Schon merkwürdig daß wir 3 auf der Liste stehen – man denke an die frühe Zeit in Wien. Borch schrieb mir vor Monaten schon daß er mich vorgeschlagen habe. Es besteht aber, glaube ich, nicht die geringste Aussicht. Es ist fraglich ob solche Preise wirksam sind die Wiss. vorwärts zu treiben. –

Nun kommen Ettinghausens ihren Sohn abholen & die 2 von Fürstenbergs.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1968-70, Eintrag 1969-07-18
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.41)