Sa. 30. Aug.
Am 26. waren wir bei Walter H. z. Dinner, noch State Sen. Janeway (Vt) & Frau. Alles sehr angenehm & gut Unterhaltung. J. ist intelligent, gebildet. Die Konversation ging immer wieder auf das lokale zurück; recht vernünftig aber man sieht wie ziemlich weit die internation. Probleme liegen. Natürlich soll man zuerst im eigenen Haus Ordnung machen Am 25. waren die Hutt's hier z.D. Gute Leute; er will ein "craftsman" sein Carl hilft ihm im Art Center mit Tischlerei sehr eifrig & nützlich. Es hilft auch daß Sue Olmstedt, eine 17 jähr. Nichte der Dilworths dort auftaucht. Sie war gestern bei Stettons wo wir z. Dinner waren. Ken Stetton ist ein sehr gebildeter, vernünftiger Mann; er sprach gut zu Carl der allerhand vague Ideen vorbrachte. Immerhin: Carl will sich sehr auf das unterrichten hinwenden, weil er gesehen hat wie schlecht Math. in P. gelehrt wird.
Brief v. Kissinger: ich soll ihn ja besuchen, sowie er aus Cal. in Wash. ist.
Do. waren Dorothy, Carl & ich bei Hilda Rotschild in E. Barmstead (Vt) zum Lunch. Sie hat ein schönes Farmhaus, ein prächtiges Wohnzimmer & Baron Louis' Bibl.zimmer in einer Barn; alles übrige gut & elegant, viel mehr so als hier bei den Hochschilds. Ein Frans Hals, einige Niederl. Landschaften, Teppiche, franz. Renaiss. Möbel usw. Dazu weitläufiger Garten usw. Sie war charmant. Noch Mr. & Mrs Albright, ein bekannter Maler (schon alt), & seine 2 Kinder ~ 20-22 & eine Fr. Haas. Die A.'s gingen bald nach dem Lunch. Erstklassiger Tafelspitz & Linztertorte , gute Gespräche, auch über Wien, Langau usw. Sie ist entsetzt über Rolley, den sie kürzlich in Langau wieder sah, beunruhigt über Gwen usw. Es war eine weite aber schöne Fahrt.
Gestern nicht wohl; irgend etwas scheint los zu sein. (Durchfall, Schmerzen). Heute wieder gut. Aber manchmal bin ich "down". Noch von der Operation? Etwas neues? Alter? Ich bin nicht zufrieden mit dem was ich diesen Sommer zustande gebracht habe. Aber viell. unterschätze ich das.
Weiter über Texas nachgedacht & es wird schon etwas zustande kommen das akzeptabel ist.
Lese ein Buch über Alexander d. Gr. Ich war erstaunt daß er nie in Athen war & nie die Akropolis gesehen hat. Dabei hat er, mehr als ein anderer, die attische Kultur bis nach Indien gebracht usw.
Später: Die Kinder water skiing bei Harold, Dor. dort geschwommen heute abend tanzt Karin in Kinderteil eines "Mod. dance evening" (profess.); Carl zimmert & liest (wenig) Lie groups. Was für ein Leben! Vorhin mit Dor. schwimmen hier (das Dock ist z.T. erneut & zugebaut); bald einen Drink, & Dinner (Steak, etc. Apfelkuchen Dor. ein ausgezeichneter Koch). Hilda gab mir ein Buch v. H. Habe: Wien wie es war meist Bilder bis 1938 mit akzeptablen Text. U.a. Fr. Jos. Arbeitstisch über dem Winterhalters Bild der Kais. Elisabeth hing, das wir in Persenbeugh sahen, im Salon wo wir Tee mit Agnes L. Eltern hatten. Dabei denke ich an die Neustiftgasse zurück. An den Hunger vor 1917/18, die elende Schule, das angestrengte Verlangen n. geistiger Nahrung, die entsetzliche Wohnung wo aber doch viele schöne Stunden, bes. mit der glänzenden Mutter die wenn sie ins rechte Milieu gekommen wäre, ein wahrer Stern geworden wäre. Aber selbst als ich aus US & Paris-Rom Ende '28 n. Wien zurückkam mußte ich noch 1½ Jahre mit meinem Vater im selben Kabinett schlafen Dann die Stadlergasse; endlich die eigene Wohnung. Damals schwer zu bekommen, finanziell Wagnis & Belastung, aber es ging. Nun ist das letzte Jahr v. Princeton da: im Juni 70 "retirement". Finanziell wieder ein Problem aber wenn es mit Ma klappt & die Emission gelingt, so lässt sich auch das fassen. Schöner als das Leben hier & in 94 Libr. Pl. könnte es kaum sein. Nur sollte ich nicht langsam vertrotteln & sonst infirm werden. Lieber ein rascher Tod. Aber das ist ja ohnehin ein trivialer Wunsch (der jedoch keineswegs aktuell ist!)
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.41)



