Do. 29. Jan.
Gestern u. vorg. mit Dorothy & Karin tel, die alle sehr zufrieden sind. Morgen kommen sie wieder. Ich bin nachmittags & Abends hier allein gewesen viel in Ordnung gebracht, "ausgemistet" usw. Dabei einige älter solcher Notizbücher gesehen: wie flach die Eintragungen, so wenig über die Tiefe unserer Gespräche (mit Johnny, Wey, Siegel, Herzfeld usw). Aber wo wäre die Zeit gewesen alles richtig aufzuschreiben oder auch nur anzudenken. Das wäre eine Arbeit selbst gewesen. Viell. werden die neueren Eintragungen später (falls ich sie oder überhaupt jemand lesen sollte!) ebenso naiv erscheinen.
G. Chow, der Sonntag mit Frau & 3 Kindern hier war, hat die Berufung angenommen & wir nach mir Dir. des ERP. Mit der Spielth. wird er sich sicherlich nicht abgeben, sonst ist er Kompetent. Immerhin wäre mir ein Mann von grösserer Reichweite lieber gewesen. Goldfeld hätte es machen können
Heute nachmittag Colloquium wo ich im wesentlichen vorbringen werde was ich in Pittsburgh besprach. Ganz zwanglos, meist um die jungen Leute anzuregen sich mit diesen Fragen zu beschäftigen ("Critical Points in Ec. ?").
Später:
Carl kam ins Office, ganz bes. lieb. Etwas wirklich tief rührendes ihn zu sehen und zu sprechen. Er ist ernst mit heiterem Unterton. Fragte sofort nach Mutter & Schwester. Dan über sein Thesis, die nun Gestalt annimmt & er zeigte mir einige sorgfältig geschriebene Seiten. Thema: Topologische Methoden der partielle Differentialgleichungen. Gewiss kein einfaches Thema. Er brachte wieder Weyl und Siegel auf. Ich mußte ihm erzählen. Er habe den Eindruck daß es heute keine Leute gäbe wie Johnny, Weyl, Siegel, Einstein, die ich alle gekannt habe & was das für eine grosse Zeit gewesen sein muß ebenso wie die 20'er Jahre der Q Mech. Nun ist noch Gödel, den er mit einem Freunde gerne besuchen möchte, sowie G. wieder ins Inst. geht. Das ist wohl ein Irrtum: auch heute grosse Männer, aber mehr verstreut. Natürlich gibt es sporadische Konzentrationen & die oben genannten plus Gödel, Pauli usw findet man selten. Wir sprachen über 4 Farben Probleme & was die Lösung bedeuten würde: wenig. Dagegen die Riemannsche funct. conjecture: viel. Alles dies sah er in grosser Klarheit. Keine Übertreibung: er hat einen erstklass. Mind & sein Urteil & seine Reife bessern sich ständig. Es ist wunderbar einen solchen Sohn zu haben.
Ich sprach im Coll. ("Critical points in Ec. ?"). Überraschend viele Leute, auch Quandt. Sie waren wohl alle überrascht. Es muß dies nun aufgeschrieben werden. Eigentlich ein Buch, aber ich muß es kurz machen.
L. mit Machlup der nur von sich & seinen Reisen & Vorträgen sprach. In 4 Wochen gehen sie n. Japan.
Shephard rief an aus Calif. Er geht mit dem Buch viell. doch zu Heath. Seinen mir gewidtmeten ausgezeichneten Aufsatz (Proof oft he law of dimin. Return) hat er an die ZfN. geschickt.
Mit Dorothy tel.: es regnete! (Wie hier: über 50° F.). Sie kommen morgen p.m. wieder. Sie klang sehr zufrieden mit Erholung, Ruhe & gutem Essen.
Morgen an das MS!
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.41)



