OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1968-70 / 1970-02-07

Sa. 7. Feb.

Ich staune immer wieder über die Verschiedenheit des "Ruhmes", z.B J. Case hat nie von J. Alexander gehört, kaum – nur ganz vage – von C. L. Siegel. Weyl kennen die meisten; Hadamard nur vage; Hilbert natürlich, Johnny klar, Gödel auch. Bei den Ökonomen ist es ähnlich: Menger, Bohm-B. ja, Wieser: nie gehört. Was für seltsame Bilder von der Welt der wiss. Entwicklung.

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Bertrand Russell starb vor einigen Tagen: 97. Er hat ziemlichen, obwohl unbestimmten Einfluß auf mich gehabt. Zuerst durch den armen David L. Watson in N.Y. 1925. Dann las ich in Harvard seine Introd. to Math. //. Dadurch zu Wittgenstein, Hilbert Ackermann usw. Später vieles andere gelesen & ihn öfter in P. getroffen. Seine Autobiogr. mag ich nicht; vieles nicht. Dennoch war er eine Antidote für Wien (Spann, Metaphysik) …

R. erzählt daß er oft (als sie in Princ. Ma schrieben) tagelang vor leerem Papier sass. Oder jemand schrieb, daß er einen ganzen Vormittag damit zubrachte ein Komma einzusetzen, & den Nachmittag damit es wieder herauszunehmen. So ähnlich geht es mir wenn ich letzte Hand an ein MS lege – wie eben jetzt.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1968-70, Eintrag 1970-02-07
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.41)