Do. 12. III. 70

Dor. tel: Karin etwas krank, nicht reisefähig, aber wohl morgen (wohl zu viel Sonne). D. klang sehr vergnügt, sei ganz wohl. Heute kommt Louis Rasminsy & Fr. (er ist jetzt Gov. Bk of Canada.) Sie sollen sich bekannt machen; ich habe Louis immer gemocht & kenne ihn seit ~ 1930!

Ich stehe noch ganz unter dem schrecklichen Eindruck des Besuches bei Gödel: er sieht aus wie ein lebender Leichnahm. Kein Wunder daß er niemanden sehen will ("ich solle ihn in Erinnerung behalten wie er früher war" –). So elend. War ¾h bei Haynes aber traut ihm nicht. Ich glaube er hat bereits Halluzinationen; kein Wunder bei der mangelnden Ernährung. (Er müßte in ein Heim, in Traven. Fütterung usw). Herzschwäche. Jetzt lehnt er Digitalis ab das er sich ersehnt hatte. – Fas nur über seine Krankheit gesprochen; aber plötzlich sagte er daß er in Princeton nicht geschätzt sei (siehe Univ. & mein Kampf um das Dr. h.c. das wieder nicht zustande kommt). Ich sagte ihm dass Weyl, Johnny u.a. mir immer wieder gesagt haben er sei der grösste Logiker seit Leibniz oder Aristoteles. Ja – aber in Princeton?! Einmal sprach er von dem ontol. Beweise: er stimme & die (neuen) Axiome seien ganz plausibel. Es sind nur 2 Seiten & ich solle Scott darum fragen. Er sagte, wenn ich ein wahrer Freund sei würde ich ihm jetzt Zyankali bringen –! Wir sprachen lange und qualvoll. Es war erschütternd & ich konnte die Nacht kaum schlafen.

Gödel schrieb eine Widmung für Carl in sein Buch über das Continuum – das wird ein denkwürdiges Dokument bleiben.

Fast glaube ich daß er nicht mehr lange leben wird. Wie er mir abgehen wird – nun nach Johnny an den ich so oft denke.

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