Freit. 13. III.
Vorhin mit Frau Gödel tel: er ist heute im Institut; ganz unerwartet. Sie hat ein schweres Leben; gestern hatte er einen evang. Pfarrer kommen lassen, sein Begräbnis zu besprechen u.s.w Seine geistige Verstörung geht ganz tief; er isst fast gar nicht, seit einigen Tagen raucht er Zigaretten!! Abends fängt er an allen möglichen Ärzten zu telefonieren. Es ist klar daß man von aussen her nichts helfen kann. Sie hat lange vor dem Kriege ihn einmal in die Steiermark gebracht, auf einer Alm & ihn von 48 Kilo auf 64 hinaufgebracht, aber Löffel für Löffel von demselben Teller gegessen, weil er damals glaubt er werde vergiftet. Und aus solchen Zuständen ist er herausgekommen & macht glänzende logische Untersuchungen. Aber ich zweifle daß es noch einmal gelingen wird.
Jetzt an "MT3", d.h. an den mit Thompson zu schreibenden Aufsatz.
Ich habe etliche sehr gute Besprechungen mit Jim Case über G ? gehabt. Er ist endlich aufgetaut. Schade daß wir nur noch 2-3 Monate haben.
Mittw. Abend von einigen Grad. Stud. ins Grad Coll. z. Dinner. Es war sehr freundlich. Sie sind offenbar von meiner Vorlesung über Hist. Ec. Thought sehr eingenommen & es erscheinen immer neue Leute die sie sich anhören wollen. Jetzt bedauern sie es sich nicht mit G ? beschäftigt zu haben. Es ist immer noch Zeit, aber der Zugang ist schwer. Ich sollte doch diesen einleitenden Band schreiben das MS leider 1965 in Bl. Mt L. verbrannt.
Carl ist mit einem Freunde in Bluff Point Cove & tel. gestern. Sehr zufrieden. Sie wollen beide an ihren Theses arbeiten & hoffen auf 1 Tag ski. Carl ist in jeder Hinsicht reizend. Seine Politische Realität muß noch entwickelt werden; aber er ist Fakten & Argumenten zugänglich, bes. wenn er hört daß sachliche Informat. oft nicht so ist, wie er gehört hatte.
Gestern tauchte ein Russe auf: Stanislaus Menshikov, Moscow. Er bleibt 2 Monate, spricht fliessend englisch & es dürfte interessant werden.
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.41)


