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tagebücher / 1968-70 / 1970-04-14

Di. 14. April

Kaysen besprach gestern mit mir einen Brief an Gödel ihn zu beruhigen daß man ihn weder hinauswerfen noch ihm die Pension nehmen würde. Er hat leider solche Ideen (Pension $ 24 000,- wie alle am Institut: mehr als mein gegenwärtiges Gehalt!) Lunch mit Rudi (& Heiss), nichts bes. neues. Dorothy fuhr heute nach N. Haven die Palmers zu besuchen & kommt morgen wieder.

Die Vorlesungen gehen gut & es tauchen immer neue Leute auf, was Spaß macht. Noch 2 Wochen. Heute übrigens kam ein Memo betreffs Pensionsreform die unter Diskussion ist. Montag ist eine Besprechung. Wenn ich NYU dazu bringe ihren Teil weiter in TIAA zu zahlen würden meine Annuitäten nach einigen Jahren rapide steigen. Ich könnte auch jetzt die (zu erwartende höhere) Pension annehmen. Das muß studiert werden.

Viel Wirtschaft mit dem MS von Monier, für das ich ein Vorwort schreiben soll. Gestern ein neues Buch von R. Roy. Ich staune: der arme Mann ist doch blind (wie Pontrjagin, & einst (fast) Courus).?

Lese Proxinirc's "Report from Wasteland" schauderhafte Zustände beschrieben, die man z. T. kennt, z.T.

Las in Friedr. d. Gr. "Polit. Testament" viel kurioses mit vielem das überrascht. Bes. Gut was er über Religionsfreiheit sagt. ["In meinem Lande kann jeder in seiner façon selig werden"]! Nicht neu, denn ich wußte es, aber erfrischend. Er wr schon eine bedeutende Erscheinung. Für mich ein collateraler Vorfahre.

Die Apollo 13 kommt viell. doch morgen zurück. Eine Gefahrvolle Fahrt. Schade daß sie nicht landen konnten (am Mond). Es mußte aber einmal etwas schief gehen. Wie leicht hätte das am Mond passieren können.

Heute & gestern am Ma Proposal für Nasa gearbeitet.

Dorothy kam gestern von Palmers zurück, pries Princeton, unser Haus, ihren Mann … Sie ist in viel besserer Verfassung – eine Erlösung für alle.

Gödel tel heute: Er sei entmündigt, Kaysen könne alles mögliche einem solchen Menschen schreiben, die letzten 4 Nächte sei jemand im Geheimen zu ihm gekommen & habe ihm im Schlafe Injektionen gegeben, das beste sei der Selbstmord & wenn ich ein wirkl. Freund wäre, würde ich ihm dazu helfen … Was für eine Tragödie und man steht machtlos dabei. Es sollte den Ärzten doch möglich sein hier einzugreifen.

Jetzt tauchen etliche undergr. auf die sich auf Spielth. & Ökon. konzentrieren wollen. Einige junge Leute vom Dept sprachen mich an wegen des MS für das kommende Seminar ("Critic. points"). Auch Carl will kommen; er war heute bei mir, ganz "relaxed", denn gestern hat er seine Thesis eingereicht.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1968-70, Eintrag 1970-04-14
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.41)