OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1968-70 / 1970-04-23

Do. 23. April.

Ich war krank: Flu. Freitag noch Lunch mit Cotter, Fabian & Knorr & dann mit Fieber ins Bett. Noch gestern ziemlich schwach, heute besser. Die Zeit ist verloren, da man kaum etwas ernstes lesen kann. Carl kam Vorgestern & es gab Trouble, aber gestern kam er wieder, um 5h und blieb nochmals z. Dinner & alles besser denn je. Er ist eben ein wunderbarer Sohn. Er ist erwachsen & doch nicht ganz & da liegt die Schwierigkeit die manchmal auftaucht. Auch ist es der Schatten den ich werfe, unter dem er leidet. Ich versichere ihm immer wieder, daß wir nichts "grosses" von ihm erwarten, daß er wählen soll was er werden will, wo seine wahre Begabung liegt usw. Wir hatten alle einen schönen Abend. Karin auch: sie wird von Tag z. Tag hübscher & ihr Klavierspielen immer besser. Jetzt fängt sie auch an mehr nach wiss. Dingen zu fragen. Die neue Schule wird ihr gut tun.

Las ausser Proxnüre auch Hoopes "The Limits of Intervention" – ausgezeichnet. Erschütternd zu sehen was für ein Mangel an Einsicht, Theorie, Charakter, was für dumme Leute regieren, alles wie erwartet. Und an diesen hängt die Welt.

Gestern rief mich John McCloy an: Er hatte von Killian (mit dem ich neulich sprach) von meinem Vorschlag gehört die Sicherheitsvorrichtungen für Kernwaffen den Sovjets bekannt zu geben, bezw. Austausch vorzuschlagen (schon voriges Jahr von mir Kissinger geraten etc. & Ger. Smith darüber gesprochen). McCloy ist Vorsitzender eines spez. Comités unserer Leute in Wien zu beraten. Er fand die Idee ausgezeichnet & wird demnächst nach Wien gehen & sie dort mit Smith besprechen. Mehr kann ich wirkl. nicht tun oder erwarten.

Cotter wird uns einen Contr. geben für ˜ $ 100 000,-; Nasa scheint für uns zu sein; das werden wir in wenigen Tagen wissen. Ma hat andere Aufträge bekommen (Vermont; Pharmac. Ind (100 000,-) Viel Arbeit. Die Börse sinkt weiter. Viele Aktien ½ bis 1/10 ihres Max. Wenn ich die Alaska Öl Akt. gekauft hätte (empfohlen Ende Feb.): heute ein Verlust von 30%! – Ich warte ab.

Die Reise mit Dor. nach Arizona wo ich hätte über das Börsenbuch reden sollen ist natürlich ins Wasser gefallen (wegen der Flu); kein Verlust.

Mo. schleppte ich mich zum Sem. on Res. in Progress. Mein "Paper" über Crit. Points war verteilt gewesen. Bumm voll, man mußte in die WWS. Ich gab ein Résumé die Studenten enorm alert, dann Corwall eine völlig nebensächliche Kritik betreff Pareto Opt. & Baumol recht konfus, auch ohne Bedeutung: Es gibt Felder für Max. Probleme, verstehe nicht was ich über Substit. sage & meine Ideen über market-relevance etc seien ihm nicht klar etc. Einige Studenten, & dann Fishel: Das Dept sei zu neo-class., keine G ?, nichts neues! Zum Schluss einige Worte von mir & "sustained Applause" wie ich es nie bei einer solchen Gelegenheit gehört habe. Nachher kamen viele zu mir & sagten das sei das interess. Sem. gewesen das sie je gehabt hätten, das Dept sei zu konservativ etc. Ich solle das publizieren – was ich tun will. Plus vielem anderen. Bes. die Tafel über die Märkte & die Umsätze & ihre Relevanz für die ?. –

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1968-70, Eintrag 1970-04-23
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.41)