Sonnt. 29. Nov.
Heute vor 8 Tagen kam ich aus Paris & Versailles zurück, wo ich 3 Tage gewesen war. Ich wohnte erst im H. Vendôme, hatte mit Specma zu tun, ein erstklassiges Dinner mit Honam & 3 Gen. Baufre in Laserre; Lunch mit H. & Lamy im Cercle (wo im Juni mit Dorothy & Karin), mit H. bei Auboin(?), Chef der Franz. Nasa. Alles ging gut.
Dann bei Mathien über 4 Stunden. Er hatte geschrieben, daß er eine Überraschung habe: er macht für das frz. Münzamt 18 Medaillen die letzte für Johnny & mich! Es geht von St. Augustin an. Aber er hat weder Newton, noch Einstein, noch Gödel ich redete ihm zu. Es ist ja unmöglich in dieser Gesellschaft zu erscheinen; dazu bin ich bei der heutigen Liste der einzige der noch lebt. Die Medaillen werden im März 71 ausgestellt & verkauft. Dann gab er mir das Buch über ihn mit vielen erstklassigen Reproduktionen & er malte eine Dedikation, sehr schön. (Man könnte sie herauslösten & einrahmen). Ich will versuche eine Ausstellung im P. Museum zustande zu bringen & werde mit Fong darüber reden. Er nahm mich zum Lunch zu "San Francisco", wo wir auch mit Dorothy gewesen waren. Splendide Unterhaltung, so viel Leben, Ideen, Können. Ich mag ihn sehr.
Die Conf. in Versailles (Trianon Palace) war sehr erfolgreich. Rueff machte alles gut, Marois ebenso. Ich habe einen guten Eindruck von "Inst. de la Vie". Etwa 20 Personen, 5 Ausländer, darunter Bertie Ohlin (als anderer Ökonom). Man bereitete die Conf. für Sept. 71 vor Thema, Integration der Wiss. Ich sagte, daß die wiss. mehr & mehr differenziert, Integration neue Gedanken & Prinzipien erfordert etc. & beschrieb die grossen Unterschiede der Phys. & der Soz.wiss. Viel Diskussion. Natürlich muß ich daraufhin einen Report schreiben
Mit Ohlin etwas spazieren & Disk. Er entschuldigte sich quasi wegen Samuelson's Nobelpreis. (Ohlin ist Chairm. des Comités). Er wollte alles über mich wissen, bat & Separata etc. So gab ich ihm (wie Houncan, Rueff) 1 Exempl. des Buches mit Granger. Er ist ziemlich der ökon. Literatur entfremdet, da er 20 Jahre Abgeordneter war. Ein netter Mann, gerne getroffen; wir erinnerten uns an viele Begegnungen in Genf, Stockholm, Princeton.
Unter den Teilnehmern war André Cournand Nobel Pr. in Medizin 1956; Er ist 75, seit langem in Columbia Univ. Wir wurden schnell bekannt & er wollte daß wir zus. nach N.Y. fliegen sollten. So änderte ich meinen Plan (besser). Wir hatten eine sehr gute Unterhaltung, ich bekam mehr Anregungen als seit Jahren (Gödel ausgenommen, aber mit C. weiterreichend). Er will Separata von mir, will uns n. N.Y. einladen & schickte schon 2 seiner Aufsätze. Er ist mit allg. Lebens- & Erziehungsfragen befasst. Er fragte mich, ob es der Tod Johnnys sei, daß ich keinen Nobelpreis bekommen habe. Ich war ganz erstaunt. Ich schickte ihm G ?//, Pareto Opt. Rueff die allg. Sachen, die ihn interessieren dürften. Hoffentlich sehen wir uns bald wieder. Er hat die Einführung eines Catheter in das Herz entwickelt. Ich fragte was Dorothy's "flutter" bedeutet: nichts, falls das El. Card. g. in Ordnung ist, was es war. Aber ich schickte sie zu Master, der nichts bes. sagte. Ich werde ihm tel.
Das Buch ist also erschienen; 1500 Auflage, & in den ersten 8 Tagen 400 verkauft. Ich muß eine Menge verschenken so viele Verpflichtungen. So ging eines vorgestern mit Tommy Meinl an seinen Vater. Tommy war hier z. Dinner & gut, aber ganz business", wenig Lit., Kunst etc wie die anderen Meinls.
In Paris ein sehr interess. Buch gekauft: Jaques Monod: Le trasard et la Nécessité; ebenso Revelle: Ni Marx, ni Jesus (über US).
Blöde Angriffe auf N Vietnam. Jetzt hat Kissinger eine W H. Clear. für mich eingeleitet. Auf meinen Brief v. Okt. eine Antwort: offenbar hatten sie nicht an das gedacht (Revolte der S-V. Armee gegen Regierung & Verbindung mit NV.)!
Entdeckung in Biologie: Die Riesenmoleküle haben offenbar nicht nur das Programm des ganzen Indiv., sondern auch seine Lebensspanne.?? Gabor hat 3 dim. farbige Hologramme könnten grosse Flächen in Wohnräumen sein, mit voller Illusion der Aussenwelt!
Thangsgiv.: nur Gumperz hier. Etwas schwerfällig. Nadiri konnte nicht kommen.
Wichtig: Carl tel. mehrfach: ganz unzufrieden mit U Col., Ulam etc. Er will fort. Alles zu elementar. Ein Prof. der Diff. Geometric hatte nie von Spencer gehört. Das war the last straw. Ulam gibt ihm auch nichts; seine Real Var. Vorlesung ist mehr elementar als die Carl hier vor 2 Jahren hatte. So will er ans Courant Inst. NYU, schon 1. Feb. Ich fragte, lunchte mit Berkeowicz, alle sagen ja (aber keine Fellowship, viell. 71/72). Aber das Geld wird mich nicht reuen. Das Inst. ist gut, das Gebäude fein, & er nun wie merkwürdig wieder an ders. Univ. wie ich. Es freut mich & wir werden ihn häufiger bei uns sehen. Er ist der Familie sehr zugetan & ist wohl über die Phase der gewollten Entfremdung hinaus. Er wird sowie er mit Prüfungen etc fertig ist, mit einem Freunde per Auto hierher kommen.
Genug für heute.
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.42)


