Do. 31. Dez.
Ich sitze unten in meinem grossen Zimmer, strahlende Sonne, in der Früh -2° F. Um 9h reiten mit George Keman, der sein Pferd wechseln mußte; sehr angenehme Unterhaltung. (Er wußte vom Inst. de la Vie & sollte mitmachen.) Dorothy 3 Mal Skilaufen gewesen, heute in Indian Lake, Hairdresser für die Party am Abend bei Hochschilds.
Ich habe nicht annähernd so viel gemacht als ich geplant hatte. Wie immer: die ersten Tage hier völlige Relaxation & nach den anstrengenden Wochen & Reisen (2 x Europa, Texas, Californien etc) kein Wunder & nur zu begrüssen. Aber jetzt drängt es wieder, bes. das Space Program; habe schon in P. geschrieben.
Nun Carl: Viele Disk. hier, über die Welt, die Black Panthers & seine Zukunft. Jetzt will er doch wieder nach Colorado zurück. Dabei ist er in NYU angenommen. Sehr merkwürdig. Er behauptet er sei gar kein Math. (möglich), will sich mehr auf Logik konzentrieren gleichzeitig kann er sich eine Akad. Laufbahn nicht vorstellen, zu viel "paper work", liebt es zu unterrichten (obwohl das Buch über Caleulus "so schlecht sei wie Samuelson's in Econ"! Es war schwierig Carl zu helfen & Dorothy & ich sprachen viel mit ihm. Ich glaube er hat zumindest für d. nächste Semester die richtige Entscheidung getroffen. Jetzt ist er bei Ma, hilft am Space Contract. Sa. sehen wir ihn wieder.
Carl ist sehr begabt, hat grosse Ideale, nicht immer klar sich selbst, was er will & wo seine Begabung liegt. Ich hoffe er findet das bald heraus. Er ist zu bescheiden, unternimmt nicht genug (im Sinne des Herausfindens der Umstände die sein Leben berühren) aber er wird sich durchsetzen. Er kann reizend sein, charmiert viele Leute. Zu mir, trotz Opposition in manchen Sachen der Welt, sehr zugetan, auf der Strasse, kam er & küsste mich auf die Stirn, wie er das auch Abends tut, obwohl wir viell. gerade vorher scharf differiert haben.
Karin erfreut sich an Nancy, beide an Schule. Sie reden unentwegt miteinander. Beide haben eine Art Gedicht über die Hochschilds ausgearbeitet, den Fondue preisend & das wollen sie heute Abend vortragen.
Viel in Handler gelesen, auch Monod (der sehr bedeutsam ist), Im Bett: Tolstoy Krieg & Frieden (das ich nur in Auswahl kannte), wird lange dauern. Ich habe die 1. deutsche Gesamtausgabe, von E. Herzfeld geschenkt.
Ich leide (wie andere) unter der Flut der Publikationen. Es wirkt bedrückend.
Da man so viel lesen muß wird die Zeit in der man nachdenken (& selbst etwas schreiben kann) immer kürzer. Ich möchte gerne einige allg. Gedanken hier eintragen & im "Thought" book! (Dort schon lange nichts, zur Zettel hineingelegt von Zeit zu Zeit).
So ist das hier kaum eine Chronik.
Wenn ich an die Biologie denke, wie armselig ist doch was bisher in der Ökon. gemacht wurde. Es lässt sich einfach nicht vergleichen. Auch fehlt die enge Zus.arbeit, ohne die es nicht geht. Ich habe dieses Gefühl schon seit Jahrzehnten. Auch die moderne math. Schule kann nicht darüber Hinweghelfen, da sie so häufig am empirisch gegebenen Problem vorbei geht.
Ich habe neue Aufgaben für das neue "Center" gefunden. Wir müssen uns auch der ökon. Seite der Ecology zuwenden.
Das Jahr zu Ende: Dorothy gesund was für ein Segen. Carl graduierte & in Grad School, ich (& wir alle!) gerettet durch New York University wo ich gerne bin & wo ich einen neuen Lebensschuß bekommen habe; Karin blühend & in besserer Schule (PDS).
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.42)


