Freit. 16. Juli
Vorhin mit Heiss tel: Kissinger war in Peking (statt Pakistan) & Conf. mit Chou-en-lay. Endlich! In meinem ersten Brief an ihn & in meiner Rede in Livermore Jan. 68 sagte ich man müsse mit China reden um den Vietnam Krieg zu beenden. Sehr spät. Nun wird vieles in Fluß kommen. Nixon geht n. Peking (vor Mai (!) 72). Nun wird US auch für China in den UN stimmen; hätte schon lange geschehen sollen.
Heute mit Harold reiten gewesen; morgen kommt Karin mit! Am Abend kommen 2 Butterworth z. Dinner.
Carl tel. Alles gut. Daß er mit uns war bedeutete viel für uns. Er ist sehr gereift; er staunte über Dorothy & mich: I think you must be a couple in one thousand to be so devoted to each other after so many years."
Nun einiges über die Reise:
Überfahrt gut, Paris auch, Basel: Prognos so-so. Salin gealtert hofft auf die amer. Übersetzung seines Buches (endlich! er ist hier ganz unbekannt). In Wien das Menger Symposium: zu viele (lange) Vorträge & erst Disk. am letzten Tag (ich hatte dann Vorsitz & versuchte sehr alles in Gang zu bringen)! Hayek sehr gealtert & wie immer mit seiner Kompensation des Minderwertigkeit Komplexes; Haberler & Machlup wie immer. K. Menger zieml. interessant; er erwähnte sogar meine Nachfrage ?. Mit Carl hatte er etwas Kontakt & er lud ihn zu sich n. Chicago ein.
Wiss. Beirat des Inst.; alles glatt, ausser des Kampfes um den neuen Computer. Wir wollen die Hauptstation im Inst., für Nemschak eine Input; er will es umgekehrt. Ich schrieb ihm, sprach auch lange mit dem Fin. Min. Androsch (erst 32-34?), der intelligent ist & dieser Tage entscheiden wird.
Von Wien n. Warschau, wo wir am Abend bei Los waren, wo noch Mostovski & der Dir. von L's Institut. Los gab mir am nächsten Tag eine Vorlesung (& ~ 21 Studenten) über MT3, wo sie eine Erweiterung (& Korrektur) gemacht haben. Ich solle auf einige Wochen hinkommen etc, aber will das nicht. Viell. zu ihrer Schlußconf. im Juni 72. Dor. & Carl gingen in Museen etc.
Dann nach Vilna. Absurde Pass & Zollkontrolle, dauer 1h10'! Vorobe'evs holten uns ab. Das Hotel passabel. Die Conf. erstaunlich: 150 Leute, 106 (!) Referate; Lucas kam später; er & ich die einzigen aus dem Westen. Aus der SU: Leningrad, Vilna, Gorki, Ost-Sibirien, Armenien etc. So viel Kompetenz, einfach erstaunlich. Man könnte das in Westeuropa nicht wiederholen; kaum in US! Dabei alles "basic science". Und wir gehen bergab! [Ich will mit Kissinger darüber reden. Carl & ich besuchten den Kult6. Attaché in Moscow: armselig.] Mehre Dinner, Toasts, usw. Alles sehr freundlich. Mein Referat über SG nicht ganz verstanden oder (ich glaube) allzu ökon-polit. wovon sie sich fern halten. Ich werde das in den nächsten Wochen aufschreiben. Vilkas (2. Vorsitz. der Conf.) war nett; wie anderes sehr litauisch-nationalistisch, fühlen sich von den Russen unterworfen. Das zeigte sich überall & man fragt sich, ob Almarik nicht doch recht haben wird (kaum um 1984).
Dann Leningrad. Schöne Stadt. Wir fuhren auch auf der Neva, zur "Aurora" usw. Wurden vom Dir. der Hermitage empfangen, der uns viel Zeit gab. Ob sie moderne Malerei kaufen? Seit Kandinsky & Chagall keine wirkl. Russ. Talente, aber wenn sie erscheinen, dann ja. Keine Abneigung gegen Abstrakte Kunst. Er gab uns eine sehr intellig. Führerin, gut franz. sprechend, für den Goldschatz der überwältigend ist. Man sah wie Griechenland bis in die Krim ausstrahlte. Sonst: zu viele Leute, zu viele Bilder aber gut geführt um die Perlen zu sehen. Der Bau ist grotesk. Das Historische sehr stark: Peter I, Katharina, Oktob. Revol. Bei Vorobe'evs zum Dinner. Er ist in derselben Wohnung wo er geboren wurde. Biblioth. von einigen 1000 Bänden, 2 intellig. Töchter & jungen Sohn. Er ist etwas anstrengend, aber sehr bedacht. Viell. kommt er nun wirklich; jedoch muß Handel einen Brief an Keldysch schreiben. Die Bürokratie in der SU spottet jeder Beschreibung.
Bisher hat Russl. nur die Diktatur der Zaren gegen die heutige getauscht. Die wirkl. Revolution steht noch aus. Die intellek. Vorbereitung ist erst langsam im Gange, aber unaufhaltsam. Es wäre dem Westen ein leichtes hier nachzuhelfen, aber man ist vom militär. hypnotisiert. Es ist ein Jammer dies anzusehen. Die US verdirbt sich ihre Zukunft durch den Anti-Intellektualismus. Nixon versteht das gar nicht.
Von Moskau nicht viel mehr. Schöner Ausflug n. Archangel (Youssoupof). Auch Pushkin Mus., Kauf einer Uhr f. Carl usw. Gum, nichts gefunden. Einige schöne Lacker Boxes gekauft (& dann verschenkt (Vosslers etc)).
Wieder Wien, wo Kuratorium; 1h mit Fin. Min. wegen Computer. Ted mit Agnes Liechtenstein (KA in Vaduz) & Prinzessin Schwarzenberg, Graf Eltz. KA & Agnes kommen viell. doch, da sie bei uns & Hochschilds (in N.Y.) wohnen können. Harold will sie zu einer Reise zum Gran Canyon & SF einladen. Das sollte er tun.
Mit allen 3 Meinl verschiedentlich beisammen. Wir planen eine Wr Mathematica mit ihnen. Es sollte sich machen lassen; erst im September. Auch mit FAEA verhandelt kurz zu viele Dinge zu tun.
Mit Schwödianer mehr über unser Buch gesprochen. Es wird nicht leicht sein das durchzuführen, aber des Versuches wert.
Nach Frankf. zu Vosslers. (Seine Schwester starb vor 2 Monaten). Beide bes. nett. Carl war sehr eingenommen & diskut. mit Otto bes. die Frage ob Barock eine Dekadenz Erscheinung ist, wie Carl glaubt, aber nun etwas bezweifelt [in Wien: Fidelio Carl ganz hingerissen; in Leningr. & Mosk.: Ballet: 1st klassig, Pliezkaya (?)].
Genug. Wieder an die Arbeit: Vorwort zum Int. J. on G ?. Heute Abend (in 1h) kommen 2 Butterworth z. Dinner. Karin lernt Watercol. malerei; geht zu Perkins z. Dinner, wo Jugendliche sind. Morgen mit mir Harald reiten . Dorothy hat leider keine Hilfe im Haus & es gibt so viel zu tun.
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.43)




