OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
[home]––[info]––[tagebücher]––[personenverzeichnis]––[impressum]
diary-page
diary-page
tagebücher / 1971-72 / 1971-09-15

Mittw. 15. Sept.

Man sieht: wieder "später". Immer nachhinken. So nur wenig mehr über Boulder – das bleibt uns allen in lebhaftem & freudigem Gedächtnis. Ich war in Climax, besichtigte das Bergwerk, sah ihre Probleme, bes. mit den vielen "tailings". Ein neues Deposit, viell. $ 4 billion (!) wert. Gut für die Hochschilds!

Ich besuchte Boulding, den ich in Jahrzehnten (!) nicht gesehen hatte. Eben erschien der 1. Bd. seiner ges. Aufsätze – es werden 5! (Ich kann mir nicht vorstellen, daß ich meine (alle!) publizieren möchte. Auch bei Reinhardt, Carl's Lehrer der Logik. Er sollte zum Inst. hierher kommen; R. ist ganz überwältigt daß ich ihm Grüsse von Gödel brachte.

Dann mußte ich einen Vortrag halten. "Crit. points", grosses Seminar & viel Disk. Lunch bei Udis (der hier grad. Stud. war). Dinner in verschiedentlichen Rest., Party bei Udis. Sie wollen daß ich 1 Jahr, oder wenigstens 1 Semester hinauskomme. Aber wie kann ich? Will ich? Kaum, obwohl Carl dort ist.

Der Geburtstag: der Sohn nun 21. großjährig. Wir feierten in unserem Zimmer, Lunch, Kuchen. Geschenke: Bücher, Vase (von Karin im Sommer gemacht), Kleidung, $ 1 000,- (enorme Überraschung) & ein Hi-Fi, guter Qualität, ganz begeistert. Am Abend Dinner mit Brig & Steve mit Lichtern, Gesang von 5 Kellner "Happy Birthday", sehr amüsant. Es war alles ganz wunderbar. Selten habe ich Dorothy so strahlen gesehen. Sie schaut aus als ob sie seine Schwester wäre –!

Hier alles in Ordnung. Montag eine interessante Nachricht. In der NY Times Bricht über eine neue & Satellite) "hot line" zw. Washington & Moscow & mehr solle kommen. Mr. Farley (Dep. Dir. Arms Contr. Ag.) sagte mir meine Idee der Bekanntgabe (an Russl.) unserer atomaren Sicherung (d.h. der n. weapons) sei nicht vergessen worden, gegen Ende des Monats werde mehr bekannt gemacht, mehr könne er übers Telefon nicht sagen. Klingt als ob meine Idee akzeptiert worden sei! Das wäre eine erste, harte Abmachung. F. & ich treffen uns im Okt. Ich habe weitere Ideen, die z.T. mit basic res. zus.hängen usw. Sehr wichtig.

Gestern NYU, allg. Besprechungen. Georgiadis ist "out", selbst Nadiri will ihn nicht mehr. Fabricant & ich besprachen unser Seminar. Wir werden gut miteinander auskommen.

Jetzt schreibe ich an dem Aufs. für "Recherche". Es will nicht recht kommen, aber ich habe angefangen.

Liechtensteins kommen Dienstag Abend; Dor. holt sie ab. Sie arbeitet mit Harold das Programm aus.

Pey habe ich an Dilworth empfohlen. Es könne Pey gelingen dort eine Stelle zu bekommen.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1971-72, Eintrag 1971-09-15
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.43)