OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1971-72 / 1971-11-25

Do. 25. Nov. Thanksgiving.

9 a.m. Ich bin allein: Dorothy in Wien, Carl in Boulder, Karin bei Abelsons (14 Mädchen bei einer "slumber Party"), aber sie kommt gegen 11h heim. Schneeregen, hoher Wind. Die Tiere im Haus schlafen. Ich schreibe weiter an meinem Miami Vortrag, ½ fertig.

Morgen kommt Dorothy! es wird eine Erlösung sein. Karin ist ganz wunderbar & alles klappte mit Delores, Tutu. Aber die Frau, Gefährtin, Geliebte ist doch unersetzbar. Weitere Briefe aus Teheran. Alles schien gut zu gehen.

Vorgestern tel. Carl (auf eigene Kosten!): "Father I just felt so good to-day, I had to talk to you". Wie erfreulich. Nun sei er endlich durch das "Forcing" durchgekommen, alles ganz klar. Er mache Pläne für nächstes Semester. Er kommt gegen den 14.-16. Dez. heim; ich werde ihm Flugbillet schicken.

Gestern Ma Stockholder & Board Meeting. Alles ging glatt; kein Wunder bei diesen guten Ergebnissen. Barton kam: der Merger ging durch, aber die S & S Aktien fallen. Ich werde sie "shot" verkaufen, sowie ich sie habe, d.h. die 60& über die ich verfügen kann. Man zeigte mir eine "Citation" für mich, als 10 Jahre Chairm.: spassig & nett. "Stimulator par excellence". Ich habe sie noch nicht, weil sie Unterschriften sammeln. Eine negative Stimme wurde gegen den Board abgegeben, offenbar von Quandt, der ein Querulant ist und die 10 000 Aktien nie verdient hat. Was ist mit Leuten los!?

In NYU alles in Ordnung. Lunch in der Bus. School. Sie wollen Vernon Smith anstellen; gut. Ich solle dort auch unterrichten; auch einen Undergrad. C. in unserem Dept. Die Studenten verlangen n. mir. Das ist erfreulich.

Später:

Es gibt 73.1010 Galaxies, jede mit Milliarden von Sternen – d.h. in dem "Teil" (?) des Universums das uns "zugänglich" (!!) ist. Wir Menschen sind im Verhältnis zu dem weniger als eine Ameise auf der Erde. – Wie kann man an die primitiven Götter glauben, auch Gott & Christus – so schön das alles klingen mag. – Man muß erschüttert stehen wenn man dies betrachtet. Und sich wieder wundern über das grösste Wunder: das menschliche Gehirn das bis zu diesem Punkte vorgestossen ist. Wo wird "es" (wenn es so weiter geht) in einer weiteren Million Jahren sein?

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1971-72, Eintrag 1971-11-25
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.43)