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tagebücher / 1971-72 / 1972-01-28

Princeton, Friday Jan. 28.

Wieder zu Hause.

Schnee; (0:30 am. ich höre das Mendelsohn Viol. Conc. gespielt von Milstein. Die Platte ein Geb. Geschenk v. Dorothy (auch Bach, Bruch, etc.). Wir hörten Milstein in Wien im gr. Konzerth.saal, sassen am Podium (& er hatte das Zimmer im Sacher gegenüber von uns; Dor. hörte ihn üben, während ich bei Sitzungen im Institut war. Ein großartiges Concert (Bach Partit. & 1 Paganini). Das kam nachdem wir vor der Abreise hier mit Carl Roskopovich gehört hatten.

In Frankf. (h. Hess. Hof) sahen wir Vosslers & Fürst Dohna, der eigens aus Basel gekommen war uns auch zu treffen. Tee & Dinner & wunderbare Unterhaltung: Geschichte, Kunst & Politik. Dohna ist sehr expert & ganz "down to earth", Otto fürchtet Communismus (übertrieben, obwohl an den d. Univ. Anarchie herrscht). Bitta ist fast 70 was uns ganz überraschte. Ottos' de Toqueville ist fast fertig. Wir wollen dass V's & Dohna's hier her kommen.

Manche Sachen überwältigen: ein Herr Keleman in Wien hat eine Bibl. der G ? gemacht die Oldenburg drucken wird. bis Ende 69 über 5500 Publikationen!! Und Johnny sagte mir nachdem unser Buch erschien wir sollten einige Aufsätze schreiben, sonst könnte das eine "tote Publikation" sein! Das erste Heft des Jour. of G ? sieht sehr gut aus.

Ich füge extra Seiten bei die meine Timetable für Paris-Brüssel-Paris beschreiben. Keine Zeit alles zu wiederholen. Es war unbeschreiblich gedrängt, aber alles ging glatt. Mir nicht klar warum man einen solchen "fuss" über mich machte. Auch in "Monde", "Up grand economiste" etc. 3 TV, 2 Radio, andere Interviews, Pressekonf. usw. Die franz. Reden von engl. Notizen vorgetragen. In der Ec. Polytech. & in der Sorbonne ging es bes. gut. Viele alte Bekannte gesehen: Rueff, Perrouse, Guitton, Massé, Bouzitat, Malinrand, Roy usw. 2 grosse Diners in Paris; Lunch mit Dor. im Ritz (ich ass eine herrl. Omelette) (wo wir Galbraith sahen aber vermieden).

Unterbrechung: ich gehe jetzt zu Gödel (seinen Bruder sahen wir in Wien); ich habe etwa 12 Photos vom Mars, die mir Nasa geschickt hatte & die sollten ihn glücklich machen. Er will immer wissen, ob ich quasi direkte Berichte vom Mars habe! Die Photos sind erstaunlich. Dass so etwas möglich ist muß einen immer wieder wunderlich vorkommen.

Gerade kommt Dorothy.

Später:

Julia hätte vor 1h hier sein sollen für Diktat & Aufräumen unter meinen Papieren, bes. nach der Reise.

Gödel war reizend. Nun hat der 2 Probleme: Interpretation der Marsphotos, die wir diskutierten & wieso die Franzosen so viel "fuss" über mich gemacht haben. Sehr spassig, es amüsierte uns beide, zumal ich auch keine Erklärung habe.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1971-72, Eintrag 1972-01-28
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.43)