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tagebücher / 1971-72 / 1972-06-21

Mittw. 21. Juni

Wieder Regen, alle diese Tage abscheuliches Wetter; gestern in N.Y. einige bessere Stunden. Es ist der erste Hurricane. –

Ich unterbrach gestern da Karin & ich uns eine TV Schau über Leonardo da Vinci ansahen, die ganz gut war. Sie ganz überwältigt. Nun will sie seine Bilder & Zeichnungen studieren.

Dann rief Carl an: sehr vergnügt. Kommt schon nächsten Dienstag. Hat an Schwödianer geschrieben, daß er drei Vorträge über Logik halten wird (wozu er eingeladen wurde), u.a. über Gödels Completeness ?, Unentscheidbarkeit & Rolle der Axiomatik. (Mit noch nicht 22; wo war ich damals?!) Ich las neulich etwas in meiner Wirtschaftsprognose von 1928. Seltsames Sammelsurium von Einsichten & Naivitäten. Es hatte halt ganz an einem Lehrer gefehlt, bes. 1925-27 hier in US. Mitchell war nett, aber hatte keine Konzeption von Theorie; Moore war so scheu aber von dem hätte ich mehr lernen können (obwohl Gefahr der konventionellen ? zu verfallen). In Harvard wenig: Taussig – so wie Mitchell, Allen Young, den ich sehr mochte, voller Inhilbitionen. Niemand der einen führte. Whitehead interessant, aber schwierig u. abstrus, immerhin ein Einfluß für das Leben – Weg zu B. Russels Phil. of Math. Und dann entdeckte ich Weyls Phil. der Math: eine Erleuchtung!

Gestern Brief aus Stockholm mit der Einladung im Jan. 73 3 Wochen dort zu sein, wo Stähl seine Diss. verteidigen muß, ich offizielle Challenger (wie bei Nyblén in Lund). Bieten Reise, $ 1000,- & per diem. Dorothy muß mitkommen. (Heute wollen wir wirklich einen Brief von ihr!!). – Später mehr.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1971-72, Eintrag 1972-06-21
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.43)