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tagebücher / 1972-73 / 1973-01-20

Stockholm, Samst. 20. Jan.

So viel versäumte Eintragungen, bes. über die schöne Zeit mit Carl, unsere guten Gespräche, der lange Besuch Gödels mit z.T. tiefen philos. Bemerkungen & wunderlichen Ideen (Carl schrieb einiges auf, sagte er mir). Dann die Reise mit Dorothy nach Wien (Flug 20 Stunden, davon 3 am Flugpl. in Frankf. usw.). Wien, unser altes Zimmer im Sacher (das z.T. renoviert wird) teurer denn je; D. bei Bruckmanns mit Meinls, Liechtensteins z. L. im Sacher (er besser, sie hatte Lungenentzündung) Besprechung bei Springer über Neuausgabe v. W. prog. (ich muß bald neue Einleitung schreiben). D. bei Treichls, sehr schön in schöner Wohnung. U.a. ein amüsanter Graf Hoyos. Am Sa. ein eiliger L. im Sacher mit 2 Taus & 2 Schwödianer. Dann das Institut: Lange wiss. Beiratsitzung: Streissler sehr vernünftig & weniger agressiv, Lazarsfeld nett, mit einer Arbeit über "10 Jahre Inst.". Toman gut & farblos, Seidel aufgetaut (jetzt Dir. des "Nemschak" Inst.). Lunch, wir alle & Godfrey & Raiffa, der das Laxenburg Inst. organisiert & es mit Kompetenz machen wird. Der neue Computer funktioniert & überwältigt. Bruckm. kam Sa. nicht zur Sitzung, ohne Wort. Alle sehr ärgerlich. Schwödianer ausgezeichnet, sowohl wiss. wie als Inst. Dir. Er sollte es übernehmen. Wien befriedigte mich nicht, bes. wegen der Trivialen Disk. des Beirates, was ich endlich kritisierte. Dor. kaufte 2 weitere Boxes, 2 Empire (~ $ 275,-(!)) & 1 Jugendstil ~ 50; sehr schön beide.

Eine Nacht in Frankf. (Hess. hof, den ich nicht mag, obwohl sehr elegant). Bei Vosslers noch Herman Hatzfeld (wild ausschauend aber gut & nett). Otto & Bitta ganz rührend. Er hat einen neuen Altdorfer, passt gut zu dem Dürer & die vielen anderen schönen Dinge. Gute Unterhaltung von Baron Grimm über de Toqueville bis Vietnam. Sie sind wohl unsere besten Freunde. Klar, daß sie gerne wieder nach Princeton kommen möchten. Sie haben uns dort auch sehr zugesagt, aber es war sehr viel Arbeit f. Dorothy. V's kamen noch So. zum Hotel, Otto & ich lange Disk. & dann alle 4 mit unserem mächtigen Gepäck im VW zum Flughafen.

Dann Stockholm; wo ich jetzt im Grand Hotel, 636, schreibe. Blick auf Mälaren, Kungl. Slott, grauer Himmel (alle Tage, gestern ½h leichte, blasse Sonne), Schwäne, Möven, etwas Schnee.

Mehr über diesen Besuch. Jetzt kommen Tollroths (ex Consul in N.Y.) uns abholen; sie nehmen uns z. Lunch in die Altstadt. Rest. Diana.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1972-73, Eintrag 1973-01-20
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.44)