OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1973-75 / 1973-12-08

Sa. 8. Dez.

Eine geschäftige Woche: Mittw. Collog. sehr gut. Dann Vorlesung (4 p. G), Do. lange Sitzung über Undergr. Program. Ich ärgerte mich daß ich aus P. Komme & Comité Mitglieder die 10 Min. entfernt wohnen (Br. Stein etc) nicht erscheinen. Auch sind einige Dumm &/oder nicht interessiert. Was tun sie bloss, da sie auch wiss. wenig tun. Werde mit Nadiri sprechen. Dann 2 St. Conf. über Stock Market in der Law School, von Krinke arrangiert, der die 2 Sprecher begrüsste & noch als "weltberühmten Ökon." vorstellte. Das war unnötig & belastend. – Gestern Lunch mit Jim Case, anhänglich, soll nun befördert werden; ganz den differential games zugetan.

Jetzt denke ich darüber nach was ich Dienstag Abend den CIA Leuten vortragen kann. Über "Information". Habe einige Ideen, aber noch keine Ordnung. (Die Unordnung auf meinem Schreibtisch ist grässlich. Sie zu beseitigen eine Zeitfrage & die Zeit wird immer knapper weil die Anspräche (von aussen) steigen & die Leistungsfähigkeit sinkt).

Gödel sah ich Di. Er war voller Fragen meist über Politik. Er glaubt nicht daß Nixon abdanken wird. Gestern rief er wieder an: wie es mir gehe; ob ich brav die Medizin nähme; ob ich sie vertrage usw. Viel über Organismus & die enorme Komplikation des Körpers. Nur endlich viele Moleküle, jedoch Vorgänge die auf etwas unendliches schliessen lassen. Turing verneint (wie in seinem Brief an Wang). Man sollte das alles aufnehmen, aber das wäre unanständig (ohne sein Wissen) aber wichtig für die Wiss.geschichte –.

Ich habe manchmal das Gefühl daß ich nicht mehr lange leben werde. Woher kommt eine solche Vorstellung, die natürlich vage ist? Wieso hat man Ahnungen – sie können natürlich falsch sein, aber sie sind da & beeinflußen das Leben.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1973-75, Eintrag 1973-12-08
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.45)