OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1973-75 / 1974-06-21

Freitag 21. Juni.

Vielerlei, aber weder Zeit noch Lust alles aufzuschreiben. NYU: Winder Com. nach Sterling Forest wo die Medic. School ein Labor für Environm. Medicine hat. Es war ein schöner Tag am Hudson hinauf, interess. Leute & Probleme. Wie kompliziert die Welt ist, & wie primitiv die Ökon. wo jedoch so viel zus.fliesst, das es überall Kosten-Benefits Fragen gibt, Nutzen-Rechenbarkeit (oder nicht!). Es war interessant aber kostete den ganzen Tag.

Am Mittw. mit Miss Reid vom Devel. Office über Geld fürs Dept. Dann mit Nadiri zu Dean Mckay (Law School) & Krinke wegen zus.Arbeit. Überall rührt sich etwas; leider bin ich ziemlich darin verwickelt – kostet Zeit, aber …! Lange mit Schotter gesprochen, der jetzt schon nach Syracuse geht. Er wird seinen Weg machen. Er kombiniert Intelligenz & Energie was, nach Einstein zu mir, das Geheimnis ist.

Amihud hat etliches für Oslo aufgeschrieben, das wir diskutiert hatten. Viell. mit einem Text in eine gemeinsam Arbeit kombinieren? Werde sehen.

Gestern Dinner mit Morgan Stanley Leuten im River Bluc (N.Y.) für Paltzer (der sehr nett zu mir war). Sword war der Gastgeber, zus. ˜ 22 Männer, auch von ATT, Warner Lambert, Actna usw. Recht interessant, die "Hochfinanz". Die Leute intelligent & "Eager". Auch jüngere dabei. Viele schauen sich ähnlich: Typus. Sword hat eine "Front", etwas launisch, aber dick hinter den Ohren. Ich wurde viel apostrophiert; so mußte ich 2 "Stories" erzählen. Paltzer las eine Rede über die intern. Mon. Crisis.

Am Rückweg Besprechung re Porsche. Wir werden 2 Tage in Stuttgart sein. Ich finde wir sollten irgendein "paper" mitbringen, so dass es einen Focus gibt.

Heute tel. mit Porsche. Wir sind am 16/17 Juli bei ihm. Er war wieder sehr positiv; weiss natürlich daß das nicht übers Knie gebrochen werden kann. Es könnte schon werden. Sword hat gehört, daß Daimler-Benz an P. ein Angebot gemacht hat: schlecht, da sie mir das ganze Eng. Dept. zu billigem Preis kaufen wollen. Wir können viel besseres bieten. S. & ich fliegen am 14. nach Zürich, Baur an Lac; am 16. n. Stuttgart. Dann weiter nach Wien zu Androsch, Treichl wegen UN Center & Steyr.

Heute zu Ma. Gestern mit Fletcher (Nasa) tel. der unsere Studie über Techn. Transfer für bes. wichtig hält. – Alle Satelliten funktionieren fein (das Tel. mit Porsche war klarer als mein späteres mit Sword's Büro in N.Y.).

Später 10 p.m.

Dorothy ging es heute wesentlich besser; auch guter Dinge, trotz des trüben, feuchten Wetters & ganz tiefen Luftdruck.

Langes tel. Gespräch mit Gödel. Sie hat an Dorothy schöne Blumen geschickt & nun freuten sie sich über D's Brief. Er liest viel Zeitung; d.h. nur die NY Sonnt. Ausgabe, aber das gründlich. Jetzt glaubt er die Welt oder zumind. die US, gehe einer Katastrophe entgegen, oder wenigstens einer grossen politischen Krise. Er glaubt nicht daß Nixon "impeached", & schon gar nicht verurteilt wird. Fast fange ich an ihm zuzustimmen. Alles ist so dünn. Viele kleine Gründe für Anklage, aber keine wirklich grosse Sache. So etwas ist immer übel.

Sonst geht es ihm ganz gut.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1973-75, Eintrag 1974-06-21
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.45)