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tagebücher / 1973-75 / 1974-07-22

Bluff Point July 22.

In Wien ging auch alles gut. Wir wohnten im Imperial & hatten Mittw. Lunch mit Treichl. Sword & er verstanden sich gut. Es wird eine gute Beziehung CA-Morg. St. angebahnt. Um 3h zum Fin. Min. Androsch bei dem wir 3 lange waren (in dem herrl. Prinz Eugen Palais). Credit für Österr. etwa $ 100 Mill. Androsch scheint sehr dafür, wird bald Antwort geben. Sword war höchst befriedigt; er weiss daß ich in allen diesen Fällen eine ziemlich wichtige Rolle spiele.

Am Mittw. Lunch im Sacher mit 2 CA Leuten: Festetic, & Schmid. Letzterer heiratet Stefanie Strachwitz (eine Cousine von Agnes, die bei uns in P. war, so klein ist die Welt). Dann bei Steyr, wo sich auch Kontakte anbahnen. Sword wieder sehr zufrieden.

In Zürich gab S. ein Dinner im Baur au Lac. Mr & Mrs Schait (Union Bank) (er will gern nach NY zu unserer Conferenz kommen & einen Vortrag halten; er soll viel über finanz. Auktionen wissen; sehr gut). Noch Henkel-Donnersmark der sich sehr amüsierte. Sword hat ein Talent Leute zus. zu bringen.

In Wien gab ich ein Dinner im Bristol (auf MS's Kosten): Treichl, Raiffa, Hanau, Rueger (Semperit), Koren; es war ein grosser Erfolg. Dorothy hatte das Menü ausgesucht. Sehr gute Unterhaltung. Ich gab Treichl & Koren mein kurzes Memo über die öst. Professuren in US. Ich hoffe sie geben die Carl Menger Prof. an NYU. Koren wird das alles Kreisky vorschlagen, der kaum nein sagen wird. Koren ist der Fakt. Vors. der ÖVP & ehem. Fin. Min.

von Schenk ging wieder n. Paris; er & Porsches Assist. werden ihre Versionen des Planes ausarbeiten, dann Coordinieren & dann wird man weiter sehen. In P's Familie gibt es Schwierigkeiten (der ält. Sohn seiner Schwester) aber Dr P. glaubt das zu überwinden. Übrigens als wir anfingen erzählte er dass er beim Fürsten v. L. in Vaduz war, der sich bei ihm nach mir erkundigte, was P. überraschte (& Sword!). [Ich habe schon lange geglaubt daß der Zwist zwischen Fr. Jos. & Karl Alfred auf die anderen Brüder & nicht notwendigerweise auf F.J. zurückgeht].

Sword & ich kamen sehr gut aus. "He wears well". Intelligent, kooperativ. Nun wird man sehen wie das weiter geht. Viel über Ma gesprochen. Ich habe ihm "reinen Wein" eingeschenkt; wichtig für den Board.

Später (wie immer! – selbst hier unterbrochen: viel Tel: NYU, Ma, …)

Von Sword & den ganzen Verhandlungen habe ich viel gelernt. Wieder wie mechanisch die ök. Analyse von investments – wie gross das psychol., das persönliche, das Schwanken der Stimmungen, die Beziehungen, die (absichtliche) Opakness der Sprache bis gesagt wird, was man wirklich meint etc. Wo ist das alles in der ?? Sword hat Engl. Lit. studiert; das merkt man an seinem sorgfältigem Gebrauch von Worten & Phrasen bes. beim Eröffnen von Verhandlungen. – Nun wird man sehen was aus M-S an Bezahlung anbieten wird, auf alle Fälle & wenn wirklich etwas zustande kommt. Ich habe gar nichts gesagt. (S. ist sehr bedacht, daß ich genug von Ma bekomme!) Daraus sollte man schliessen daß MS auch nicht knickerich sein sollte!).

In Wien ging ich wieder zu Hugler. Karin hatte mir gesagt, daß Dorothy im geheimen bemerkt hatte, wie schön Ohrring zu dem Smaragdring passen würden …! Baron Kriegsau war da, hatte keine, aber 2 gute Smaragde & glaubte in 1½ Tagen Ohrringe machen zu können. Das geschah. Sie sind sehr schön. Die Steine ein wenig unter dem in Ring Kosten: $ 2000,- Sie wird überrascht sein! (Heute protestierte sie, daß der Ring ganz überflüssig sei, sie ihn nicht wolle etc …! Aber das änderte sich!) Ferner sah ich eine Empire Dose durch Zufall: sie hatte mir verboten eine zu kaufen – "ach, wenn ich die nur hätte!" So schrieb ich Schwödianer wo sie ist. (Kostet $ 200,-) Eine weitere Überraschung.

Sa. Lobster Dinner bei Harold. Sword & ich flogen nach Montreal, dann mit Auto n. Westport, wo Dorothy & Karin waren, wie auch Sally S. bei deren Freunden Johnson. Er ist an 12-15 Board; z.B. US Trust etc.

Sword wurde von Lord Mountbatten eingeladen, dem S von M's bankers etc. empfohlen wurde. Aufgabe: sich Prince Charles' anzunehmen, ihm ökon-finanz. Realität bekannt zu machen. Er hat ihn & Prinz. Anne mehrfach getroffen. P. Charles wird sehr privat in 1975 auf einige Monate nach US kommen, ohne Theater, Parties & das übliche Gedränge. Soll z.B. einen Vormitt. bei Mathematica zubringen. Vielleicht auch zu unserem Haus usw. Also an Interesse in unserem Leben fehlt es nicht.

Mit der Auct. Conf. geht es noch nicht gut. Meist wegen Urlaube. Aber Ordover & Amihud sind eifrig.

Jetzt: Vorbereitung der Space Courses!! sowie MT*!

Dorothy drängt ich solle doch zu Seltens Conf. über Spielth. in Bielefeld gehen. (Dann im Nov. n. London …) Was noch alles. Und ich möchte nachdenken. Dazu die ständigen Schmerzen im Brustkorb (Arthritis?)

Ich sitze unten, schaue auf den See. Karin, Larry Fong & Peter F. waterskying in unserem Boot. Wie die Welt sich änderte. In ihrem Alter konnten wir uns kaum satt essen; und was!? Die arme Muttel damals hat sie bes. gelitten. Aber ich habe versucht es ihr später gut zu machen.

Mit Carl tel.: keine bes. Nachrichten. Er hat noch immer nicht an Gödel geschrieben, was mich nun wirklich ärgert.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1973-75, Eintrag 1974-07-22
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.45)