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tagebücher / 1975-75 / 1975-03-29

Sa. 29. März.

Di. war ich bei Ma; vielerlei Arbeit & etliche zu Hause. Mittw. früh n. Washington & direkt z. Smithonian Bildg, wo Billington ist (Dir. der W. Wilson Stiftung). Er hatte mir Material geschickt & wollte meine Ansichten. Zuerst mit etwa 7 Fellows allerlei besprochen (sie wollten über das Wr. Inst. f. Höh. F. hören usw, sowie Laxenburg, über ihre Pläne bezügl. Ozeanographie & Anwendung etc.) Am besten gefiel mir der frühere Präs. von Johns Hopkins; dann kam Gen. Goodpastor (ex. Nato; seinerzeit bei Eisenhower im W. H. & Erinnerungen an Johnny). Dann lange mit Jim B. dessen Buch "The Icon & the Axe" ich kürzlich z.T. wieder gelesen habe (sehr gut). Er war übermüdet. Viell. habe ich ihm einige gute Ratschläge gegeben.

Am Abend Dinner mit beiden Haberlers & 2 Gust. Seidler im Cosmos Club. Es war angenehm. Haberler (im Juli 75!) sieht gut aus, sie hatte einen Fall: ganz alte Frau. Seidler redet viel wie immer aber ganz gut. Sie sehr ruhig. Natürlich viele Erinnerungen an unsere Wiener Zeit – u.a. an den grässlichen Hans Mayer, der z.T. ein Narr war. Ebenso wie Spann der ihn aber überragte, obwohl unsinnig mit seiner Romantik. Was das für Leute waren! Was für eine Anstrengung für uns Anschluß an die wahre Wiss. zu finden. Die Rock. fellowship war die Rettung.

Gestern bei Ma in Bethesda; Montag ziehen sie in neue Quartiere um. Craig Sherbrook ist sehr gut. Ich sprach mit seinen Leuten. Der CIA Contr. beginnt zu funktionieren. Er braucht noch mehr Leute. Sprach auch mit Bas Knoppers über seine Europa Aktivität & über seinen Vater der bald als Consultant für uns beginnt. Lunch in einem guten chin. Rest. – Dann zur CIA, der Sec. Officer & Llyd Jordan (der die Liaison zu unserem "Anal. Support Center" macht). Sie erzählten mir über Galenovich, von dem ich ihnen das letzte Mal berichtet hatte & dass er, G., meint ich solle Vorobe'ev via Dobrynin, den Sowj. Botschafter einladen (!). Eine merkwürdige Prozedur. Natürlich habe ich das nicht getan. Nun die Erklärung: G. ist ein hohes Tier in der KGB. Ich werde mich hüten mich je an ihn zu wenden. Natürlich wenn er zu mir kommt kann ich das nicht verhüten; er ist ja jetzt auch ein Beamter der UN, nicht länger beim Sowj. Botschaften zu den UN. Es ist erstaunlich was alles vor sich geht, & was man weiss, aber was das Publikum nicht weiss. Es ist unvermeidlich Geheimnisse zu haben. Ohne sie könnte auch ein Individ. kaum überlegen, egal in welcher Lebenslage. Ist schliesslich G ?!

Heute rief Jordan an: Ich hatte ihm mein Stück über die Zus.arbeit mit Johnny gegeben. Er war ganz "weg". Ich solle es ja publizieren. Z.B. in Isis. Es sei wissenschaftsgeschichtlich von höchstem Interesse etc etc. Er werde mir auch noch schreiben. Sehr nett von ihm, & interessant als Reaktion eines etwas fernerstehendem Leser.

Heute viele Stunden im Spital: Bone scan, … Xrays, … etc. Ob neue Metastasen? Nurses die mich im Sept. vor der Operation gesehen hatten & heute wieder sagten sie seien erstaunt wie viel gesünder ich ausschaue. – Man wird sehen ob & wie weit der Schein sich mit dem Befunde decken wird.

Habe etl. Notizen für das ? Book gemacht. Wenn ich nur alles aufschreiben könnte!! Mittw. in N.Y. mit Gerry. Wichtiger Schritt. Morgen mehr. Spät. Heute mit Dorothy & Karin bei Marroe z. Dinner. Schaut ganz anders als wenn ich Dorothy das erste Mal ausführte. Wir gingen dorthin z. Dinner, Johnny sass an einem anderen Tisch mit einigen Männern. Er schaute sich Dorothy oft an & lächelte fröhlich & schelmisch. Was wäre ich für ein kümmerlicher Wicht ohne Dorothy – & die Kinder. –

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1975-75, Eintrag 1975-03-29
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.46)