OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1975-75 / 1975-07-27

Sonntag 27. Juli

8 a.m. Herrl. Wetter, wie auch gestern, aber kühl, so daß wir Kaminfeuer hatten & ich nun eines machte. Jedoch gestern geschwommen. Ich: ziemliche Schmerzen, bes. gestern Nacht, diese jedoch weniger. Es ist eine Plage mit Schmerzen, behindertes Gehen (aber besser) … etc.

Bei Fays recht nett. Gestern über den strahlenden See zu Mathews (Aall) wohin auch Harold mit seinen Gästen. Unter diesen Walter Binger & Frau; beide erstaunlich: er 93 & reitet noch "to the hounds", & klar wie immer. Harolds bester Freund.

Shubiks reisen heute ab. Es war etwas anstrengend & viel Arbeit f. Dorothy, obwohl Karin & Ann sehr helfen.

Martin entwickelte für mich seine Version von Geld & Kreditth. – da sind neue Elemente. Aber es kam in einem solchen Schwall daß man kaum folgen konnte. Er soll das ausarbeiten. Dagegen wollte er meine "power Gs" & das S G gar nicht diskutieren (er hat es nicht erfunden! …) – so geht es in der Welt.)

Später:

Wir sind wieder allein, nur Ann Denison, Karins Freundhin hier (sie ist sehr nett & die beiden kommen glänzend miteinander aus). Langer Spazierg. mit Dorothy im Walde hier & bei Eagle Nest.

Jetzt also1 Woche hier. Gut erholt. Morgen beginnt die Arbeit an MT*. Etwas Correspondenz ist noch zu erledigen. Die "major med. insur." zahlte über $ 3 000,- (wir hatten auf 2 000,- gehofft). So viel werden wir Carl zur Hochzeit geben (weitere $ 2 000,- im Jan. 76).

"Es" fängt wieder an "in mir" nachzudenken. Das ist so eigentümlich: das "Ich", irgendwie abgesondert vom Körper, Gehirn, … oft mit Gödel darüber gesprochen – der zustimmt daß dies ein echtes Phänomen & daher ein grosses Problem ist. Hier ist eines der vielen Probleme die immer wieder in mir auftauchen. Dies bringt ein Zitat aus Hoffmansthal in Erinnerung das sich bei Weyl findet (// Math. etc), in jenem wunderbaren Buche.

Bald kommt Harald mit beiden Bingers zu uns. Er tel: Ob wir Bourbon haben & einen elektr. Mixer? Ja. So würde er Mint bringen & für uns die Drinks machen –! Spassig.

Vorhin einen Aufs. in der NY Times über Hiroshima-Nagasaki gelesen. Was für eine Prozedur des "Decision making"! Sowohl die Ungewissheit, die Nebenbedingungen die fast das Hauptargument überschatten; & die Unsicherheit was es einen selbst kostet (z.B. die eigenen Leute, die in jap. Händen befindl. Gefangenen mitzutöten. (So wie noch schlimmer, Churchill's Entschluß Coventry nicht zu räumen, um nicht preiszugeben daß man den deutschen "Code" gebrochen hatte.).

Jetzt sind Ford & Kissinger nach Helsinki wo sie Osteuropa preisgeben! Für nichts! Die angebliche "Detente" die doch nur für die SSSR arbeitet.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1975-75, Eintrag 1975-07-27
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.46)