Geschichte Marienthals – kombiniert mit Neuem (01.07.08) Noch vor wenigen Jahren konnte sich niemand eine Lösung für das »Problemhaus« Hauptstraße 64 in Gramatneusiedl vorstellen. Nun entstehen auf dem Gelände neue Wohnungen. GRAMATNEUSIEDL. (zedl). Gemeinsam mit der Neunkirchner Siedlungsgenossenschaft konnten für die Mieter und Miteigentümer, die zum Teil unter menschenunwürdigen Bedingungen in der Hauptstraße 64 gewohnt haben, geeignete Wohnmöglichkeiten gefunden werden. »Gemeinsam ist es uns gelungen, die Leute abzusiedeln«, erklärt Bgm. Leopold Zolles. Gleichzeitig musste auch die rechtliche Basis für eine Lösung gefunden werden. Als die SG Neunkirchen 1999 mit der Hauptstraße 64 konfrontiert worden war, gab es schon seit langen Jahren keinen Verwalter mehr. Im Jahre 2000 wurde die Siedlungsgenossenschaft schließlich vom Bezirksgericht Schwechat als Zwangsverwalter eingesetzt und konnte so im Laufe der Jahre die rechtliche Basis für das Projekt schaffen. Mit der Unterstützung des Landes werden nun auf dem Gelände 28 neue Wohneinheiten errichtet, vergangenen Freitag fand in feierlichem Rahmen der Spatenstich statt. »Mit dem Bau wird nun unmittelbar begonnen, in etwa 15 bis 16 Monaten soll alles fertiggestellt sein«, so Hans Knoll, Geschäftsführer der SG Neunkirchen. Geschichtsträchtiges bleibt erhalten Unter dem Motto »Erhalt und Belebung« soll aber auch das ehemalige Konsumgebäude wiederaufgebaut werden und zukünftig als Museum fungieren. »Es ist zwar schön, wenn man neue Wohnungen baut, das ist aber für uns auch ein sehr geschichtsträchtiger Platz«, erläutert Bgm. Leopold Zolles das Projekt. Der »alte Konsum« war Kernstück der Marienthal-Arbeiterbewegung und soll daher erhalten bleiben bzw. rekonstruiert werden. »Es ist schön, dass Altbewährtes kombiniert mit einem Neubau nun hierher kommt«, freut sich L.H.Stv. Sepp Leitner. Den »Consum«, Hauptstraße 64, ließ damals die Fabriksleitung der Textilfabrik Marienthal für den von ihr finanziell unterstützten »Consum Verein Marienthal« errichten. Zwischen dem Hof vom Arbeiterwohnhaus – Altgebäude und der Straße gelegen, befanden sich darin im Mitteltrakt ebenerdig das Verkaufslokal und im Halbstock ein Magazin, im Nord- und im Südtrakt auch je ein Magazin. Vor dem Gebäude gab es einen größeren Platz mit einem Brunnen, beliebter Treffpunkt der Marienthaler Arbeiterschaft. »Die Arbeitslosen vom Marienthal«, eine revolutionäre Studie über die Auswirkungen langandauernder Arbeitslosigkeit, ist heute noch unverändert aktuell. Günter Kaindlstorfer hat sich für seine vierteilige »Marienthal«-Serie am Schauplatz in Gramatneusiedl umgesehen. Zu hören im Radiokolleg auf Ö1, von 7. bis 10. Juli 2008, jeweils von 9.30 bis 9.45 Uhr.
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Quelle: zedl [d.i. Barbara Zedlacher]: Geschichte Marienthals – kombiniert mit Neuem, in: Bezirksblätter Schwechat (Schwechat), 27. Ausgabe / 2008 (2. Juli 2008), Internet-Version unter http://www.meinbezirk.at/index.php?bez=17&channel=1-11-0&chsid=1&uid=4691&id=226008&back=1. |