Call for Abstracts für die Sektionsveranstaltung I der ÖGS Sektion Geschichte der Soziologie am Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie (WU Wien, 03.05. Juli 2023)

Panel: Soziologie in Krisen: Eine Spurensuche
Organisation: Sabine HaringMosbacher, Raffael Hiden

Die Geschichte der Soziologie ist immer auch eine Geschichte der systematischen Sortierung und historischlokalen Diagnose wie Interpretation von gesellschaftlichen Krisen bzw. Krisenverkettungen. In diesen werden eingeübte Deutungsschemata, methodische wie theoretischbegriffliche Instrumente problematisiert, sodass Krisen generell Schwellenübergänge markieren, deren systematische Reflexion einer sich selbst stilisierenden Krisen wie auch Gegenwartswissenschaft vorbehalten ist.

Ausgehend von dieser Konstellation, soll generell der Stellenwert von Soziologie im Kontext von Krisen und deren Dynamiken in den Blick genommen werden. Demzufolge rekurriert die thematische Setzung nicht auf eine Soziologie der Krise, sondern vielmehr einer (wissens)soziologischen Auseinandersetzung mit der Rolle von Soziologie in Krisen. So ist zu fragen, inwiefern sich das Wechselspiel von Soziologie und Krise an konkreten Fallbeispielen ausgestaltet und ebenso, ob sich daraus mitunter allgemeine Tendenzen in dieser Beziehung ableiten lassen.

Diese Verschränkung von Zeitebenen korrespondiert mit der konzeptuellen Ausrichtung einer Spurensuche, der es immer auch um das Zusammenbringen von historischem Blick und gegenwärtiger Situation geht.
Weitere Überlegungen könnten den Befund eines Wechsels von einer Krisen zur Erfahrungswissenschaft (Tanja Bogusz) im Detail untersuchen und mögliche Effekte auf die Zukunft der Soziologie umreißen. Oder auch danach fragen, inwiefern aus historischer Perspektive mit der Polemik einer Bewusstseinsführungswissenschaft (Helmut Schelsky) aus gegenwärtiger Sicht umzugehen ist, das heißt, die Rolle der Soziologie als Reflexionsmedium und Selbstaufklärungsinstanz moderner Gesellschaften im Zeitverlauf herausarbeiten und mit Krisenszenarien kontextualisieren.

Für das Panel eingeladen sind daher Beiträge, die sich mit soziologiegeschichtlich interessierten Brillen auf die Suche nach dem Spannungsverhältnis von Krisen und Soziologie begeben und diese dann in der Folge aus ihrer historischlokalen Situiertheit heraus diskutieren. Im Anschluss an das übergreifende Kongressthema Kritische Zeiten beschäftigt sich dieses Panel mit folgenden Problemfeldern und leitenden Fragestellungen in sortierenden Bezugnahmen auf die Geschichte der Soziologie:

Logik der Krise: begriffsanalytische bzw. theoretische Erschließung des Phänomens Krise und seinen Erscheinungsformen: Wer diagnostiziert in welchen historischlokalen Formationen Krisenszenarien mit welchen Mitteln (Intellektuellensoziologie bzw. Soziologie der Intellektuellen), in welchen Formaten und welche Dynamiken wirken darin? Welche Implikationen hat das für den Deutungsrahmen aktueller Krisenphänomene und generell die gegenwärtige Rolle der Soziologie in dieser Konstellation?

Konfiguration von Krisen bzw. multiplen Krisenverkettungen mit Blick auf Akteur*innen, Institutionen, Disziplinen und deren Ineinandergreifen: Liegt der Beitrag der Soziologie hierfür vordergründig in der Theoretisierung und Diagnose von Krisen? Welche gesellschaftlichen Anforderungen werden in unterschiedlichen historischen Etappen an die Soziologie herangetragen? Oder auch umgekehrt: Fungiert die Soziologie mitunter selbst als Stichwortgeber von Krisen, die dann soziologisch problematisiert werden (Krisen durch die Soziologie)?

Rezeption bzw. Wirkung von Krisendiagnosen als Zusammenspiel zwischen (soziologischer) Gegenwartsdiagnose und Öffentlichkeit (public sociology)

Das Zusammenspiel von Krise und Gesellschaftskritik mit besonderer Berücksichtigung von Zukunftsbildern (Prognose, Utopie, Imaginäres), wie das beispielsweise Helmut Klages im Sinne einer ›projektiven Soziologie‹ vorgezeichnet hat oder aktuell Cornelius Castoriadis` Konzept der ›Gesellschaft als imaginäre Institution‹ erprobt.

Bitte senden Sie Ihren Beitragsvorschlag mit Titel, Abstract (max. 2500 Zeichen mit Leerzeichen) und Angaben zur einreichenden Person (inklusive Kontaktdaten) bis zum 26.03.2023 an folgende Kontaktadresse: raffael.hiden@unigraz.at

Die Auswahl der Beiträge erfolgt Anfang April 2023. In der Folge bitten wir die ausgewählten Personen darum, sich selbstständig über das conftool zu registrieren (spätestens ist dies bis zum 30.4.2023 zu erledigen).

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