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Erste Berufserfahrungen 1929–1934 Ihren ersten bezahlten Posten trat Marie Jahoda im Herbst 1929 beim »Berufsberatungsamt der Stadt Wien und der Niederösterreichischen Arbeiterkammer« in Wien an. Ihr Vorgesetzter war der Sozialpsychologe Gustav Ichheiser (1897–1969), Leiter der Psychologischen Abteilung. Unter ihm arbeitete sie einige Monate an einem Projekt mit, bei dem vierzehnjährige Schulabgänger auf ihre spezielle Berufseignung hin getestet und beraten wurden.Von Herbst 1932 bis Herbst 1933 arbeitete Marie Jahoda etwa ein Jahr lang an dem von Otto Neurath (1882–1945) gegründeten »Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum in Wien«, Wien 15., Ullmannstraße 44. Sie stellte Daten von gesellschafts- und wirtschaftsbezogenen Vorgängen zusammen, die dann mittels eines von Neurath entwickelten grafischen Systems dargestellt wurden. Dazwischen und daneben entwickelte Marie Jahoda außerordentliche politische Aktivitäten. Als Sozialdemokratin wurde sie übrigens von der Polizei erstmals 1928 erfasst, als sie an einer Demonstration am Stubenring, Wien 1., vor dem heute noch bestehenden Café Prückel teilnahm. 1929 bis 1934 war sie Stellvertretende Sekretärin des Vereines »Arbeitskreis sozialistischer Pädagogen«, 1930 bis 1934 Referentin bei sozialdemokratischen Frauenvereinen im Rahmen der »Sozialistischen Bildungszentrale<05>« der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs« (SDAP) und 1930 bis zum Februar 1934 Bibliothekarin der Arbeiterbücherei im Karl-Marx-Hof, Wien 19. Alle diese Tätigkeiten waren ehrenamtlich, denn Jahoda hatte damals einen Traumberuf: Erziehungsministerin in einem sozialistischen Österreich. Nachdem sie 1933 sozialpsychologische Studien an einer Wiener Volksschule durchgeführt hatte, war Marie Jahoda vom Dezember 1933 bis November 1934 als Hilfslehrerin an verschiedenen Volks- und Hauptschulen Wiens tätig, wurde aber wegen ihrer politischen Gesinnung vom Ständestaat-Regime nicht weiter angestellt. Zwischen der Arbeit am Berufsberatungsamt und am »Wirtschafts- und Gewerbemuseum in Wien« begann jedoch ihre wichtigste berufliche Tätigkeit: jene an der »Österreichischen Wirtschaftspsychologischen Forschungsstelle«, wo sie unter anderem 1931/32 an der Marienthal-Studie arbeitete. © Reinhard Müller -- Graz, im Oktober 2006 |
BERUFSERFAHRUNGEN Berufsberatungsamt Gustav Ichheiser Otto Neurath Gesellschafts- & Wirtschaftsmuseum Traumberuf |