Karl Kraus
[Eduard von Todesco-Anekdoten]
in: Die Fackel (Wien), 1.–2. Jg. (1899–1900).
Karl Kraus: Ein Wiener Reporter über Tolstoi, in: Die Fackel (Wien), [1.] Jg., Nr. 11 (Mitte Juli 1899), S. 27–28, hier S. 28.
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Ein Wiener Reporter über Tolstoi.
[…]
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[…] Ein Wiener Herausgeber soll kürzlich in Gesellschaft Nietzsche[1] als »sehr tüchtig« bezeichnet haben, und als einst im Hause des alten Baron Todesco über Hebbels »Nibelungen«[2] gestritten wurde, machte der Hausherr der erregten Debatte mit den nun geflügelten Worten ein Ende: »Ich weiß nicht, was ihr wollts – Etzel ist ein hochanständiger Mensch!«. […]
[1] Friedrich Nietzsche (1844–1900): deutscher Philosoph. Anm. R.M.
[2] Friedrich Hebbel (1813–1863): deutscher Dichter; sein Theaterstück »Die Nibelungen. Trauerspiel in drei Abteilungen« wurde abteilungsweise am 31. Januar, 16. und 18. Mai 1861 am Großherzoglichen Hoftheater in Weimar uraufgeführt. Anm. R.M.
Karl Kraus: Ein Economist beherbergt jetzt seltsame Gäste […], in: Die Fackel (Wien), 2. Jg., Nr. 63 (Ende Dezember 1900), S. 5–7, hier S. 5–6.
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Ein Economist beherbergt jetzt seltsame Gäste. […] Wohl mochten Eingeweihte sich sagen, dass »Kikero, der alte Grieche« – wie Theodor Gomperz von seinem unfreiwillig scherzhaften Schwager, dem Banquier Todesco, genannt zu werden pflegte – trotz seiner Beschäftigung mit englischer und griechischer
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Philosophie und trotz herculanischen Studien für Moriz Benedikt[1] immer der Bruder des Max Gomperz, des Präsidenten der Credit-Anstalt, geblieben ist und dass die ›Neue Freie Presse‹, was nur irgendwie mit der Credit-Anstalt zusammenhängt, im Economisten unterbringen zu müssen wähnt. […]
[1] Moritz Benedikt (1849–1920): Wiener Journalist, seit 1872 bei der »Neuen Freien Presse« (Wien) tätig, seit 1908 deren Chefredakteur. Anm. R.M.