Das Elternhaus

Marie Jahoda entstammt einer durchaus typischen Wiener Familie der österreichisch-ungarischen Monarchie. Väterlicherseits kamen die Großeltern aus Böhmen. Von hier zogen der Buchdrucker Salomon Jahoda (1831-1905) und dessen Ehefrau Johanna, geborene Buchheim (?-1897), nach Wien. Die Großeltern mütterlicherseits lebten in Galizien: der kleine Gemischtwarenhändler Samuel Propst und seine Ehefrau Rachel, geborene Schatzmann. Marie Jahoda - Jahoda ist das tschechische Wort für »Erdbeere« - wurde am 26. Januar 1907 in Wien 2., Wittelsbachstraße 4, geboren. Sie war das dritte von vier Kindern des Kaufmanns Carl Jahoda (1867-1926), Inhaber eines Geschäfts für Ingenieursbedarf und Lithografie, und der Hausfrau Betty Jahoda, geborene Propst (1881-1967). Eine wichtige Rolle spielte in der Familie Jahoda der Lieblingsbruder von Marie Jahodas Vater, der Druckereibesitzer und Verleger Georg Jahoda (1863-1926), der als Drucker von Karl Kraus’ (1874-1936) Zeitschrift »Die Fackel« auch literaturgeschichtlich bedeutend wurde.
Marie Jahoda, von Verwandten und Freunden Mitzi gerufen, hatte zeitlebens eine enge Beziehung zu ihren Geschwistern. Ihr älterer Bruder Eduard Jahoda (1903-1980) wollte Physiker werden. Am Vortag seiner Promotion zum Doktor der Philosophie starb sein Vater, und er musste den väterlichen Betrieb übernehmen. 1930 heiratete Eduard Susanne Steiner (1907-1995), eine enge Schulfreundin Marie Jahodas, Dr. med., Ärztin in Wien. Sie hatten einen Sohn: Franz C(arl) Jahoda (1930-), zuletzt Physiker am Los Alamos National Laboratory, New Mexico. 1939 emigrierte die Familie in die USA, wo Eduard - nunmehr »Edward Jahoda« - ein erfolgreicher Unternehmer wurde und Susanne - nunmehr »Susan Jahoda« - als Sozialarbeiterin arbeitete. Marie Jahodas ältere Schwester Rosa Jahoda, verheiratete Rosi Kuerti (1905-2004), Dr. phil., war Biologin. 1933 heiratete sie den Naturwissenschaftler Gustav Kuerti (1903-1998), später Professor of Aerodynamics am Case Institute of Technology (heute Case Western Reserve University) in Cleveland, Ohio.
Sie hatten einen Sohn: Anton Kuerti (1935-), heute Pianist und Komponist in Kanada. 1938 emigrierte Rosi mit ihrem Sohn Anton in die Türkei und 1939 über Großbritannien zu ihrem bereits 1938 in die USA geflüchteten Ehemann. Sie lehrte in Cleveland, Ohio Biologie am College der Case Western Reserve University.
Der jüngere Bruder Fritz Jahoda (1909-), Dirigent und Pianist, ging 1930 als stellvertretender Dirigent an die Deutsche Oper am Rhein in Düsseldorf, musste aber 1933 nach Wien zurückkehren. Seit 1934 war er Dirigent und Chordirigent an der Oper in Graz, wurde aber 1938 von den Nationalsozialisten entlassen. 1935 heiratete er Hedwig Erna Friederike Deutsch, geborene Kramer (1911-1961), Dr. phil., Psychologin. Sie hatten eine Tochter: Eleanor Jahoda, verheiratete Horwitz (geb. New York, N.Y. 21. Dezember 1941), heute Chief of Information and Education an der Massachusetts Division of Fisheries and Wildlife.
Fritz Jahoda machte als Konzertpianist, Dirigent und Professor of Music am City College der City University of New York international Karriere, während Hedwig als Clinical Psychologist beim »Jewish Family Service« in New York arbeitete.

© Reinhard Müller -- Graz, im Oktober 2006

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