Marie Jahoda über die Rolle der Religion in ihrer Kindheit und Jugend


[...] meine Eltern [d.s. Carl Jahoda und Betty Jahoda, geborene Propst] waren Juden, aber Atheisten, wie so viele Familien in Wien. Ich bin [... 1925] aus der jüdischen Religion ausgetreten. Es war eine sehr säkularisierte und assimilierte Familie. Während die Großeltern [d.s. Salomon und Johanna Jahoda sowie Samuel und Rachel Propst] auf beiden Seiten noch alle jüdischen Feiertage hielten, taten es meine Eltern nicht mehr. Und wenn es keinen [Adolf] Hitler gegeben hätte, wäre ich wahrscheinlich nicht so bewußt jüdisch, wie ich es bin. Aber nach all dem kann man nicht Nichtjude sein.

Mathias Greffrath: »Ich habe die Welt nicht verändert.« Gespräch mit Marie Jahoda, in: Die Zerstörung einer Zukunft. Gespräche mit emigrierten Sozialwissenschaftlern. Aufgezeichnet von Mathias Greffrath. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1979 (= das neue buch. 123.), S. 103–144, hier S. 111.


Meine Eltern waren nicht religiös, und ich bin nicht religiös erzogen worden, aber die Ideen und die fundamentalen Werte des Austromarxismus<01_03_07> haben für mich die Funktion gehabt, die Religion für andere Menschen hat. Sie waren der größte erzieherische Einfluß in meinem Leben.

Stefanie Engler und Brigitte Hasenjürgen: Biographisches Interview mit Marie Jahoda, in Marie Jahoda: »Ich habe die Welt nicht verändert«. Frankfurt/Main–New York: Campus Verlag 1997, S. 101–169, hier S. 159.

© Reinhard Müller -- Graz, im Oktober 2006

KINDHEIT & JUGEND
Seidlgasse 22
Religion
sozial-liberales Elternhaus
Volksschule
Kindheitsende
Realgymnasium
Gedichte
Matura